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: Agitprop für Kanther

„T.E.A.M. Berlin – Unternehmen Feuertaufe“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF

Von wegen, „neuer Samstagskrimi“. Vielmehr 87 Minuten Dauerwerbung in 16:9 Breitwandformat. Und selbstverständlich zur besten Sendezeit. Eigentlich eine Durchbrechung der öffentlich-rechtlichen 20-Uhr-Werbegrenze. Außerdem handelt es sich bei der ausgebufften Reklame für Kanthers paralegale Geheimwaffen SEK und Lauschangriff, die sich das ZDF vom Musikvideo- und Werbefilmspezialisten Gregor Schnitzler fertigen ließ, laut der zuständigen Redakteurin Eva Appel nicht um einen Einzelfall. Vielmehr ist unter dem Tarnnamen „T.E.A.M. Berlin“ eine feste Reihe geplant, und der Probeballon war buchstäblich eine „Feuertaufe“.

Im Plot wurde sie natürlich bestanden: Von Georg Paulsen, gespielt von dem im Ausland hoch angesehenen Deutschfranzosen Georges Claisse. Der SEK-Profi wird zunächst von einem Auftragskiller ausgetrickst, den natürlich die Organisierte Kriminalität, die man ja leider nicht abhören darf, geschickt hat, um den Innensenator zu ermorden. Deren Anwalt hat einen Strohmann in der Politik. Paulsens SEK- Crew kommt komplett um. Er will hinschmeißen, baut dann aber doch ein neues SEK auf (Nina Kronjäger, Ralph Herforth, Jens-Peter Nünemann), das nun in Serie gehen soll.

Nach einem teils spannenden, teils dümmlichen Katz-und- Maus-Spiel ist der Böse tot. Schlüsselszenen darin sind das Einschwören der SEKler, Nahkampfvorbereitung im Close-up, die SEK-Order, daß geschossen werden muß. Die Unterstützung durch das echte SEK sei dabei „sehr gut“ gewesen, lobt Redakteurin Appel, weil man dort ein Interesse habe, sich auf diese Weise in der Öffentlichkeit darstellen zu können.

Auch das ZDF hat dafür keine Mühen gescheut: Die Presse wurde gleich mehrfach umgarnt, einen zusätzlichen Werbeauftritt gab es ausgerechnet bei den Tutzinger Medientagen der honorigen Evangelischen Akademie und eine geschlagene Woche lang Trailer-Trommeln, im Endspurt geradeso penetrant in den Abspann anderer Sendungen gedrückt wie bei der Kommerzkonkurrenz.

Daß der Plot mit einem Cliffhänger endete (wer ist der Maulwurf in den eigenen Reihen?), ist nüchternes Kalkül: Das ZDF erhofft sich davon Nachfrageüberhang für die Fortsetzung seines SEK-Agitprops. Ulla Küspert