Wie geht's weiter nach Ahaus?

■ Die nächsten Anti-AKW-Aktionen finden in Ostdeutschland statt. Siemens will erstes türkisches AKW bauen. Neuer Schwung für Boykott

Berlin (taz) – Die bundesweite Anti-Atom-Bewegung beriet am Wochenende darüber, wie der Widerstand gegen die Castor-Verschickung weitergeführt werden soll. Anläßlich der anstehenden Transporte von radioaktiv verseuchtem Material aus dem stillgelegten AKW Rheinsberg ins Zwischenlager Lubmin bei Greifswald, versicherte Rosi Poldrack von der „NiX Mehr“-Kampagne aus Greifswald: „Bei ihrer Suche nach widerstandsfreien Gegenden werden sie auch im Osten nicht fündig werden.“ Jeden dritten Sonntag im Monat wollen die AKW-Gegner sich zu einem Sonntagsspaziergang in Rheinsberg treffen. Für den 17. Mai ist eine Großdemo in Neubrandenburg angekündigt. Auch die im Sommer anstehenden Transporte von deutschem Atommüll in französische und englische Wiederaufbereitungsanlagen sollen aufgehalten werden. Und für Oktober hat die Atomindustrie erneut einen Castor-Transport nach Gorleben geplant, der die Anti- AKW-Bewegung ebenfalls auf den Plan rufen wird.

Die Konferenz, die vom Thüringer Anti-Atom-Plenum in Erfurt organisiert worden war, forderte gestern die weltweite Stillegung aller Atomanlagen. Allen anderen Konzepten erteilte sie eine strikte Absage. Das Plenum war vor zwei Jahren anläßlich des 10. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe und des zweiten Castor-Transports nach Gorleben gegründet worden.

Wasser auf die Mühlen der Siemens-Boykott-Kampagne war das Referat von Aynur Tuncer, einer Vertreterin der türkischen Anti- Nuklear-Plattform. Sie informierte über die Siemens-Bewerbung für den Bau des ersten türkischen AKWs in Akkuyr an der südtürkischen Mittelmeerküste.

In ihrer abschließenden Erklärung freuten sich die 170 TeilnehmerInnen aus der ganzen Republik, daß auch im konservativen Münsterland die Mobilisierung gegen die Castor-Transporte Ende März nach Ahaus eine breite Basis in der Gesellschaft gefunden hatte. Daniel Postulka