Pilger wollen frech fordern

■ Von Bremen aus zieht eine „Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen“durch die Lande / Mit im Gepäck: Ein Reiseführer voller Wüsteneien

Eine Karawane bereitet sich auf ihren Aufbruch vor. Hier, mitten in Bremen, in der Neustadt. Da waren die Leute schon immer ein wenig reiselustiger als anderswo. Quer durch die Wüste Germania wird sie ziehen, vorbei an 18 Karawansereien, die da heißen München oder Freiburg, Bielefeld, Dresden, Bonn oder Berlin. Fremdklingende, wenn auch nicht immer unbekannte Namen für die Reisenden, die aus aller Damen und Herren Länder kommen und nun um freundliche Aufnahme bitten – doch merkwürdig genug: die wird ihnen in diesen Karawansereien oft nicht gewährt.

Denn die Reisenden sind weder reiche Handelsleute, noch Pilger, sondern Asylsuchende und Fremde, denen die Piaster nicht immer aus allen Taschen quellen, und die statt fromme Segenswünsche zu verteilen auch noch freche Forderungen stellen. „Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen“nennt sich der Zug, der sich ab dem 15. August diesen Jahres auf seinen sechswöchigen Weg macht – heiß umtobt von wildgewordenen Wahlkämpfern und heiseren Hunden, die so kurz vor der Wahl längst schon nur noch „Inneresicherheit, Inneresicherheit, Inneresicherheit“kläffen werden.

'Die Hunde bellen – die Karawane zieht weiter', mag darauf das schöne Sprichwort antworten. Aber ganz so still will man sich dieses eine Mal nicht verhalten. Schon haben an den 18 Orten des Landes zig lokale Stämme ihre lautstarke Unterstützung angekündigt, die kurdische Yek-Kom oder der Rat der Iranischen Flüchtlinge, das World Tamil Movement oder die Kampagne „Kein Mensch ist illegal“, SOS-Rassismus und viele andere Menschenbünde mehr. Und Dania Schönhöfer, die im Internationalen Menschenrechtsverein in der Neustadt die ersten Reisevorbereitungen trifft, kann auch schon genauer sagen, wo und wofür die internationale Karawane mit babylonischer Stimmgewalt demonstrieren wird: Bestimmt in Büren gegen den Abschiebeknast und am Flughafen Frankfurt, wo es „vielleicht eine Betriebsblockade geben könnte“– und auch Köln liegt auf dem Weg, denn da wandern schon heute über hundert Kurden von Kirchenasyl zu Kirchenasyl.

Gereist wird mit Bus, Fahrrad und per Pedes und mitreisen darf jeder, ob legal oder illegal, sagt die Bremerin Schönhöfer. Und auch ein Reiseführer soll erstellt werden, „Manifest“genannt, in dem die Sehenswürdigkeiten dieser unserer Wüstenei versammelt sein werden. Als da wären: ein drohendes Asylbewerberleistungsgesetz, das eben diese Leistungen abschaffen will; ein Straftäterabschiebungsgesetz, das Deutsche der zweiten und dritten Generation in preiswerte Knäste mit Namen „Heimatland“abschiebt, oder auch der deutsch-türkische Waffenhandel, allemal ein spannendes Kapitel im Buch germanischer Sehenswürdigkeiten.

Noch aber wird geplant und gesammelt. Ideen beispielsweise auf den fruchtbaren Pfaden des Internet (http://human.is-bremen.de) oder auch unter der Bremer Telefonnummer 5577093, Geld bei der Sparkasse in Bremen (BLZ: 290 501 01) auf dem Konto 10739282 (Stichwort: Karawane). ritz