Krebserregendes Parkett in Zehlendorf

■ Umweltinstitut weist extrem hohe PAK-Konzentration in einer Alliiertenwohnung nach. Auch das Insektizid DDT wurde gefunden

Die ehemaligen Alliiertenwohnungen sind möglicherweise in weitaus größerem Maße mit krebserregenden Stoffen belastet, als bisher angenommen. Das unabhängige Umweltinstitut ARGUK hat in einer ehemaligen Wohnung der US-Armee erhöhte Werte an Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und des Insektizids DDT gemessen.

PAK ist der Sammelbegriff für eine chemische Stoffklasse, die zahlreiche Verbindungen umfaßt. Einige der PAK gelten als krebserregend. Sie finden sich unter anderem in Parkettklebern, die von 1950 bis 1970 in Wohnungen der Alliierten verwendet wurden. DDT-Belastung ist auf den freizügigen Umgang der US-Armee mit Schädlingsbekämpfungsmitteln zurückzuführen.

Der Meßwert für PAK lag bei 2.700 Milligramm pro Kilogramm Hausstaub. Bei Werten über 25 Milligramm pro Kilo herrscht laut ARGUK „Handlungsbedarf“, also umfassende Sanierung. Der Meßwert für DDT lag bei 8 Milligramm pro Kilo. Hier liegt die Grenze bei 4 Milligramm.

Die Oberfinanzdirektion (OFD), die Eigentümerin der Wohnungen ist, hat dagegen andere Ergebnisse gemessen: Diese hatten keine erhöhten Schadstoffbelastungen ergeben. Das sei möglicherweise auf unterschiedliche Meßverfahren zurückzuführen oder darauf, daß in den Test-Wohnungen unterschiedliche Bedingungen geherrscht hätten, hieß es in der OFD.

Die Belastung von Alliiertenwohnungen mit PAK und DDT sind bereits Ende vergangenen Jahres im Raum Frankfurt und Fürth bekanntgeworden. Daraufhin hatten sich Ende März Experten zu einem Gespräch im Umweltbundesamt getroffen. Sie konnten sich aufgrund „der Vielschichtigkeit des Problems“ jedoch weder auf einheitliche Meßverfahren noch auf einheitliche Grenzwerte einigen. Anerkannt wurde lediglich die Tatsache, daß auf dem Boden spielende Kinder durch PAK besonders gefährdet seien. Eine zweite Expertenrunde soll am 28. April die offenen Fragen klären.

„Wenn sich der Verdacht erhärtet, werden wir in Berlin in größerem Umfang Tests durchführen“, erklärte Robert Rath, Sprecher des Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LAGetSI). Derzeit steht ein Teil der betroffenen Wohnungen leer, ein anderer ist zwischenvermietet. Mit dem Hauptstadtumzug sollen Bundesbedienstete dort eine neue Heimat finden. Derzeit prüfe man, in wie vielen der 1.000 zwischen 1950 und 1970 gebauten Alliiertenwohnungen überhaupt Parkett verlegt wurde. Ingesamt gibt es 4.000 Wohnungen. „Wenn erhöhte Werte vorliegen, werden die Wohnungen saniert“, hieß es aus der Oberfinanzdirektion. Vorsorglich soll in den Gesundheitsämtern ein Infoblatt ausgelegt werden, das Tips im Umgang mit PAKs gibt. So solle man öfters „stoßlüften“.

Aufgrund starken Drucks aus der Bevölkerung hatte der Bund bereits am Donnerstag zugesagt, sich an etwaigen Sanierungskosten der ehemaligen Alliierten-Siedlungen zu beteiligen. Auf die Frage, in welcher Höhe Sanierungsmaßnahmen bezuschußt werden, wollte sich das Finanzministerium noch nicht äußern. Man wolle erst „die Klärung der Fakten abwarten“. Peter Kasza