Unterm Strich

Die Bedenkenträger gegenüber dem Berliner „Mahnmal für die ermordeten Juden Europas“ haben Verstärkung aus Österreich bekommen: Der Mitinitiator des Wiener Holocaust-Denkmals und Architekt Simon Wiesenthal (89) hat die zur Auswahl stehenden Entwürfe kritisiert. Während Skeptiker in den letzten Monaten vor allem die Unmöglichkeit der Darstellung des Holocaust betont hatten, fehlt ihm gerade der Wiedererkennungswert. Wiesenthal, der auch Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien ist, schreibt in der Montagsausgabe der BZ: Es geht ja um ein Denkmal für sechs Millionen unschuldige Menschen, die ermordet wurden – diesen Inhalt kann ich in keinem der Projekte finden.“

Für ihn sei bei der Auswahl für das Wiener Mahnmal, das nach einem Entwurf der britischen Bildhauerin Rachel Whiteread entstehen soll, entscheidend gewesen, daß dort die Opfer und die Orte der nationalsozialistischen Verbrechen in Inschriften genannt werden. Das Mahnmal sei dadurch eine Stätte des Gedenkens und gleichzeitig eine Anklage, die für immer bestehen wird. Den vier Vorschlägen für das Berliner Mahnmal von Daniel Libeskind, Gesine Weinmiller, Jochen Gerz sowie von Peter Eisenman und Richard Serra mangele es dagegen an ähnlicher Konkretheit, so Wiesenthal: „Bei den Entwürfen für Berlin fehlen mir derartige Hinweise, die sowohl die Opfer als auch die Täter für die Zukunft beim Namen nennen.“