Ohne Paß lassen sie dich absaufen

■ „Kein Mensch ist illegal“: In einer Filmreihe über Flüchtlinge beschäftigt sich das 3001-Kino mit dem Leben zwischen Behörden und Notunterkünften Von Elke Spanner

Menschen können gerecht sein oder fies, mißgünstig oder großherzig. Manchmal sind sie gelangweilt oder amüsiert – aber „verboten“sein können sie nicht. Tausende in Hamburg sind es dennoch. Den Widerspruch löst das Ausländergesetz, indem es Flüchtlinge als illegal erklärt. Die Mechanismen der Ausgrenzung, das Leben zwischen Behörde und Notunterkunft, das Darben ohne Paß – all das zeigt eine Filmreihe im 3001. Zusammengestellt hat sie die Hamburger Gruppe der bundesweiten Kampagne „Kein Mensch ist illegal“.

„Illegal“wird, wer Staatsgrenzen überschreitet, ohne nach einer Erlaubnis zu fragen, die er ohnehin nicht bekäme. Ob jemand illegal ist, ist sinnlich nicht wahrzunehmen, und die Angst, daß es dennoch jemand erfährt, ist der ständige Begleiter aller Illegalisierten. Sie müssen soziale Kontakte fürchten. Was passiert, wenn jemand sie verrät? Kinder können keine Schule besuchen, Jugendliche keine Ausbildung machen. Wer krank ist, wird entweder gesund oder leidet chronisch – ärztliche Behandlung scheidet aus. Die Reihe zeigt das Leben vor und nach Erreichen der deutschen Grenze – die Wege der Flucht, ihre Gründe und den Alltag in Deutschland. Begleitet werden die Filme von Veranstaltungen zu den jeweiligen Themenkomplexen.

Auf ihrem Fluchtweg befindet sich eine türkische Familie in Reise der Hoffnung und ein Bosnier in Müde Weggefährten. Während die Familie schon am Grenzübertritt scheitert, erlebt man mit dem Bosnier Dzimi seinen ersten Morgen in Deutschland und die Flüchtlingsunterkunft, die kalt und abweisend ist – und dennoch eine neues Zuhause. Auch in Deadly Voyage geht es um die Flucht: Neun sogenannten „Blinde Passagieren“fliehen aus Ghana, acht werden von der Schiffs-crew ermordet. Eine reale Geschichte.

Der Samstagabend ist dem Thema „Frauen und Flucht“gewidmet. In 40 qm Deutschland hält ein Arbeitsmigrant in Hamburg seine Frau in der Isolation einer Hinterhauswohnung gefangen. Anschließend berichtet Amnesty for Women über die Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen weltweit. Für viele ein Grund zur Flucht – für die deutschen Behörden jedoch kein Grund, ihnen den Aufenthalt zu gewähren.

Die Akteure in La Promesse leben illegal in Belgien. Auf der Flucht vor Arbeitsinspektoren stürzt einer von ihnen vom Baugerüst. Die Ballade de Sans Papiers zeigt das 3001 am Dienstag abend – in Anwesenheit des Regisseurs Mogniss H. Abdallah.

Abgeschlossen wird die ambitinierte Filmschau am Mittwoch mit Drachenfuttern, in dem der Hamburger Jan Schütte vom kargen Leben eines Rosenverkäufers erzählt. Die in lakonischem Schwarz-weiß erzählte Geschichte endet wie die meisten Aufenthalte der Flüchtlinge in Deutschland: mit der Abschiebung.

Die Filme laufen von morgen bis Mittwoch, dem 29. April im 3001 um 18 und 20 Uhr. Programme liegen an der Kinokasse aus.