Günther Nooke im Kreuzverhör

Zwischen Schachpokalen und Vereinsfotos diskutiert der CDU-Direktkandidat für Mitte/Prenzlauer Berg, Günther Nooke, mit der Basis. Gefällige Worte hat er nicht anzubieten  ■ Von Barbara Junge

Wolfgang Thierse (SPD) ist: „Ein Kulturpolitiker.“ Marianne Birthler (Bündnisgrüne) ist: „Jemand, mit der ich mich schon in Brandenburg über Bildungspolitik gestritten habe.“ Petra Pau (PDS) ist: „Eine Pionierleiterin.“

Sachlich, als ob es nicht darum ginge, sich gegenseitig auszustechen, beschreibt Günther Nooke seine KonkurrentInnen um das Direktmandat in Mitte/Prenzlauer Berg. Nur Petra Pau, die PDS- Kandidatin, hat im Feindbild des Bürgerrechtlers und ehemaligen Bündnis-90-Mannes einen Ehrenplatz. Aber Günther Nooke hat gut lachen. Mit einem sicheren Listenplatz ausgestattet, kann der Vorzeige-Ossi der CDU einen entspannten Wahlkampf beginnen.

„Im Kreuzverhör: Günther Nooke“ hat der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Karl Hennig den Abend im Vereinslokal des SV Empor im „Cantianeck“ genannt. Zwischen Schachpokalen und Vereinsfotografien haben sich die 20 BürgerInnen – größtenteils Mitglieder der CDU – am Montag abend gequetscht, um den Mann, der erst Ende 1996 den Weg zur CDU gefunden hat, der nun für sie in den Bundestag einziehen will, zu testen.

Doch Günther Nooke ist kein Opportunist, gefällige Worte hat er nicht anzubieten. Ebenso nüchtern wie er seine KonkurrentInnen betrachtet, schaut er auf die Partei, die jetzt die politische Heimat des Brandenburgers aus Forst ist. „Wenn Sie jetzt Helmut Kohl am Wolfgangsee träfen“, stochert der Ortsvereinsvorsitzende Hennig an Nookes Parteisolidarität, „was würden Sie ihm für den Wahlkampf raten?“ Nooke: „Herr Bundeskanzler, würde ich sagen, das war toll 1990 mit der Einheit, ich selbst habe damals gar nicht überschaut, wie schnell man handeln mußte.“ Aber noch eines würde er dem Bundeskanzler mit auf den Weg geben: „Wir, die CDU, müssen klarer formulieren, wo es hingeht. Es lohnt sich, nicht nur die blühenden Landschaften zu versprechen“, sagt er mit dezentem Seitenhieb auf das berühmte Kohl-Wort.

Auf Was-wäre-wenn-Fragen geht Nooke an diesem Abend kaum ein. Doch daß der Bonner CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble bald das Ruder übernehmen wird und soll, darüber läßt er die Basis im Prenzlauer Berg nicht im unklaren. „Eventuell noch vor Ende der kommenden Legislaturperiode“, so Nooke, „wird Wolfgang Schäuble den Platz von Bundeskanzler Helmut Kohl einnehmen.“ Und Nooke sieht darin einen Fortschritt, denn: „Positionen, wie sie bei Wolfgang Schäuble nachzulesen sind, braucht die CDU.“

Zu diesen Positionen zählt er auch die Notwendigkeit eines radikalen sozialen Umbaus der Republik. „Was Margaret Thatcher und Ronald Reagan schon früher gemacht haben, müssen wir heute in Deutschland machen.“ Früher, vor der Wende, sei dafür nicht die richtige Zeit gewesen, jetzt sei sie reif, so Nooke. Wie überhaupt die Republik nun nicht mehr dieselbe sei. „Wir brauchen einen Begriff für die neue Republik, und das ist meiner Meinung nach die ,Berliner Republik‘.“ Aber auch hier bleibt Nooke sachlich. „Ich meine damit nicht, das Alte über Bord zu kippen, es kann nicht darum gehen, die schlechten Seiten der deutschen Geschichte zu vergessen. Es kommt darauf an, die guten und die bösen Seiten zusammenzuführen.“

Auch persönlich scheint Nooke auf eine Zusammenführung der Geschichte zu hoffen. Mit Blick auf künftige Koalitionen schließt er den Abend: „Es gibt viele Überschneidungen mit den Bündnisgrünen. Und Schwarz-Grün traue ich mehr zu als Rot-Grün.“