Luftikus mit Stil

■ Bei dem Blueserneuerer G. Love weiß man um die Anstrengung, hört sie jedoch nie

Wenn ein Künstler bei der Produktion eines Albums nicht weniger als vier Begleitbands beschäftigt und letztlich die Qual der Wahl aus rund 70 Songs hat, dürften schon ein paar Nerven mehr als üblich blank gelegen haben. Das Wunderbare an Yeah, It's That Easy von G. Love & Special Sauce ist: Man weiß wohl um die Anstrengung – aber man hört sie nicht eine Sekunde lang.

Da geht sogar ein Titel in Ordnung, der vor Gratis-Ironie kaum laufen kann. Der Bürde des Blues-Erneuerers, zu dessen Ehren einst sogar das altehrwürdige Okeh-Label wieder reaktiviert wurde, trotzt der Luftikus aus Philadelphia auf seinem dritten Album mit einer Musik, die ganz viel Soul und auch ein bißchen Pop in den Blues tut. Und ihn gar nicht mehr alt aussehen läßt.

Geffrey Dutton, so sein bürgerlicher Name, findet es „einfach inspirierend, mit vielen verschiedenen Musikern zu arbeiten“. Also mußten die All Fellas ran („meine High-School-Band“), eine Riege ausgebuffter Studiomusikanten mit dem schönen Namen The Philly Cartel sowie The King's Court, „so 'ne Art Bluesband“. Nicht zu vergessen seine Stamm- und Live-Rhythmusgruppe Special Sauce mit Jeff Clemens „The Houseman“(Drums) und Jimmy Jazz Prescott (Bass).

Zusätzliche Nachtschichten sind bei Dutton also an der Tagesordnung. Und zuweilen läßt sich auch ein „totales Desaster“nicht vermeiden. Neulich etwa dieses an sich „coole Konzept“für eine Quartett-Besetzung mit Waschbrett-Bass, von Dutton „Boston-Bluegrass-Folk-Blues with Philly-Funk, you know“getauft – verendet in Mißkommunikation und Soundbrei. Aber „man muß weiter experimentieren“.

Besser klappte das mit New-Orleans-Ikone Dr. John, der nach einem Gig in Philadelphia seine Orgel für Love auspackte. Der sagt: „Ich habe viel von seiner Musik gelernt. Und er kann meine verstehen – trotz dieser komischen Takt- und Tempo-Verschiebungen.“

Verschiebungen sind indes nicht nur musikalisch auszumachen; weil Dutton für Yeah, It's That Easy mehr Songs schrieb, die „man singen muß, nicht rappen“. Tracks wie „Slipped Away“sollen auch das Entertainment-Image des Trios korrigieren. Für den Nachruf auf Lauretha Vaird, die erste Polizistin, die in Philadelphia im Dienst erschossen wurde – und zwar ausgerechnet von den bankraubenden Ex-Rap-Stars Steady B. und Cool C –, nimmt Dutton sogar das Wort von der „Botschaft“in den Mund. Und wer soll die hören? Die kreischenden Kids in den Clubs? „Viele unserer Fans sind ja noch jung und deshalb leichter beeindruckbar – so wie ich damals. Aber ich will nicht auf Prediger machen, sondern nur die Musik spielen und dann sehen, was passiert.“

Jörg Feyer mit Pete Drodge: So, 26. April, 21 Uhr, Markthalle