So einfach wie Uhrenlesen

■ Cocktails, Musik und Ballspiele: Showcase Beat Le Mot sortiert das Theater

Das Publikum nimmt auf den Sofas Platz und erwartet einen entspannenden Theaterabend. Aber genau den will Showcase Beat Le Mot verhindern. Die Gruppe, die sich aus verschiedenen Gießener Performern zusammensetzt, hofft auf die Initiative ihrer Zuschauer. „Wir wollen aber niemanden zum Mitmachen zwingen“, stellt Veit Sprenger, eines der fünf Mitglieder, klar, „sondern die Leute in eine Stimmung versetzen, aus der heraus sie mitmachen wollen.“

Die Herausforderung für die Künstler ist, daß die Aufführung dann auch funktionieren muß, „wenn nur einer im Publikum sitzt und der zu stoned ist, um auch nur einen Finger zu bewegen“. Radar Radar benutzt dazu eine Nummernstruktur, durch die sich die fünf vom konventionellen Theater lösen wollen. Mit dem Stadttheater-Schema „Licht an – Auftritt – Abgang – Licht aus“haben sie nichts zu tun.

Während der Aufführung des fragmentierten Stücks ist Show-case Beat Le Mot während des ganzen Abends im gesamten Raum präsent. In den Aufführungspausen bereiten sie Speisen und Cocktails zu, spielen Musik und mit ihrem Publikum Ball. Das Themenspektrum reicht dabei von Sex bis zum Großen Lauschangriff, wobei sie nicht auf Zitate setzen: „Zitate dürfen nicht wie Ikonen ausgestellt werden“, erklärt Florian Feigl, „das Material muß seine Eigenständigkeit behalten.“Statt dessen wollen sie Cover-Versionen von Bekanntem bieten, egal ob es sich um Benefiz-Hymnen wie „Heal the world“oder öffentliche Auftritte amerikanischer Sekten handelt. Sie werden in einen neuen Kontext gehoben und bieten so Strategien für das codierte Sprechen, das eine Überwachung unmöglich macht.

Was sich wie ein großes Sammelsurium von Ideen anhört, wollen die Gießener in eine geordnete Struktur bringen. „Wir wohnen zur Zeit zu fünft in einer Zwei-Zimmer-Wohnung“, erzählt Sprenger, „da ist es wichtig, durch Aufräumen und Sortieren eine gewisse Ordnung zu schaffen. Das wollen wir auch auf der Bühne erreichen.“Wiederholungen und Fortsetzungen von Sequenzen sollen dem Zuschauer die Möglichkeit geben, den geregelten Ablauf nachzuvollziehen. Dadurch weiß jeder, in welchem Stadium sich das Stück gerade befindet: „Das ist nicht viel schwieriger als Uhrenlesen.“

Eberhard Spohd

Fr, 24., Sa, 25., Do, 30. April und Sa, 1. Mai, 21 Uhr, Kampnagel k4