Die Weltausstellung in der Ökohauptstadt

■ Die Expo 2000 hat außer dem Zentrum in Hannover dezentrale Standorte, darunter Berlin. Für 23 Projekte wurde nun grünes Licht gegeben. Super-Expo-Beiträge sind das Tempodrom, die Info-Box, StattAuto oder das „gläserne Labor“

Ganz im Zeichen der Agenda 21 fordert die niedersächsische Expo 2000: „Think global, act local“. Mit dem universellen Leitmotiv „Mensch – Natur – Technik“ wird dabei auf dem 100.000 Quadratmeter großen Expo-Gelände in Hannover neben den internationalen Pavillons auch ein multimedialer Themenpark in eine virtuelle Parklandschaft eingeladen. Doch nicht nur virtuell, sondern auch mit konkreten Projekten vereint die Jahrtausend-Expo die Nationen zu einem globalen Dorf. Denn erstmals in der Geschichte der Weltausstellungen gibt es lokale Expo- Projekte – auch in Berlin.

Wolfgang Branoner (CDU), Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, stellte gestern die 23 Hauptstadtprojekte vor, die an der Expo 2000 teilnehmen. Zu den farblich, geographisch und thematisch wohl exponiertesten Expo-Projekten in der Hauptstadt zählt dabei die Info- Box am Potsdamer Platz. Die Ausstellung über Europas größte Baustelle informiert multimedial, wie „das 21. Jahrhundert aufgebaut“ werden soll, und paßt „wie die Faust aufs Auge ins Konzept der Expo 2000“, wie Ariane Ribbeck von der Arge Info-Box findet: innovativ, ressourcensparend und ökologisch. Ebenfalls mit einem „Bauthema“ vertreten ist der Stadtteil Hellersdorf. Dort wird im Rahmen der Expo die Sanierung und Modernisierung der Plattenbauten und des Wohnumfeldes demonstriert und gezeigt, wie ein industriell gestalteter Stadtteil nachhaltig weiterentwickelt wird.

Beide Projekte sind aus den 1996 und 1997 von der Bundesjury für die Expo 2000 ausgeschriebenen Wettbewerben hervorgegangen. Beide erfüllen das Ausstellungskriterium nachhaltiger Entwicklung, beide bieten konkrete Lösungsansätze für den Weg in das 21. Jahrhundert, beide bilden Beispiele für den Einsatz von Kommunikationstechnologien und den ressourcenschonenden Umgang mit Energie und Rohstoffen.

Zu den von Branoner vorgestellten Initiativen zählt darüber hinaus – neben dem „ökologischen Hochhaus“ der GSW in der Kochstraße, dem „gläsernen Labor“ des biomedizinischen Forschungscampus in Buch oder der „Schule 2000“, in der zukunftsträchtige Lehr- und Lernmethoden vorgestellt werden – der Neubau des Technikmuseums am Gleisdreieck. Ziel des Projekts ist es, eine Museumsarchitektur zu entwickeln, die nach den neuesten Umwelttechniken konzipiert ist und damit den Inhalt innovativer Exponate nach außen spiegelt.

Als „Mikrokosmos der Expo“ betrachtet Sylvia Rommen, Sprecherin der Berlin Adlershof Aufbaugesellschaft mbH (BAAG), die „Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft“, die die BAAG auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Johannisthal bei Adlershof entwickelt. Es entsteht ein Stadtteil, der als Standort für Wirtschafts-, Medien und Forschungsunternehmen die Abgrenzung aufheben soll zwischen Forschung und Entwicklung einerseits und wirtschaftlichem Produktionsbereich andererseits.

Neben weiteren von finanzstarken Investoren und staatlich unterstützten Projekten wie der „fassadenintegrierten 350-kW-Photovoltaikanlage“ der Deutschen Bahn AG und dem „integrierten Güterverkehrskonzept Berlin–Brandenburg“ von der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr behaupten sich das Tempodrom als multimedialer Veranstaltungsort und das „Car Sharing“ von StattAuto. Während StattAuto als Projekt bereits Bewährtes zeigen kann, tut man sich beim Tempodrom noch schwer. Für den Zeltbau in ökologischer Bauweise fehlt bislang das nötige Kleingeld. Ebenso unklar ist noch, welcher Entwurf für das Event-Öko-Zelt einmal realisiert werden wird.

Für fünf Projekte des Wettbewerbs, die seit 1997 auf der Wartebank zur Registrierung saßen, hat Branoner nun ebenfalls grünes Licht gegeben; darunter der energieorientierte Ausbau der „Großsiedlung Marzahn“. Geldregen winkt den Teilnehmern nicht, dafür aber die Aufnahme in das Expo-Programm und bei Akzeptanz und Auszeichnung eine goldene Medaille. Die kann man sich dann ans Revers heften. Christina Pohle