Knastgeld für Olympiastadion

■ Statt Investitionsmittel für Gefängnisbau auszugeben, fordern Grüne, sie in die Sanierung der maroden Arena zu stecken. Land, Bund und private Investoren sollen die Renovierung tragen

Das marode Olympiastadion soll nach dem Willen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zugunsten eines geplantes Gefängnisses saniert werden. Statt des Knast-Neubaus und einem Umbau auf dem Gelände des Klinikums Buch fordern die Bündnisgrünen, die freiwerdenden Mittel in die Sportarena umzuleiten. An der rund 660 Millionen Mark teuren Modernisierung sollten sich auch der Bund mit 200 Millinen Mark und private Investoren mit 260 Millionen beteiligen. Dieser Betrag, so der Vorschlag, könnte durch einen „WM- Zuschlag“ auf alle Karten für Bundesligaspiele zusätzlich gesichert werden, damit das Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zur Verfügung steht. Bislang streiten sich der Stadion-Eigentümer Bund und das Land als Nutzer erfolglos, wer die Arena sanieren muß.

Die Bündnisgrünen werfen dem Senat vor, bei der Suche nach privaten Sanierungs-Investoren „wertvolle Zeit zu vertrödeln“. Alle Experten bestätigten, sagte gestern die finanzpolitische Sprecherin der Fraktion, Michaele Schreyer, daß die Sanierung des Stadions allein mit privaten Mitteln nicht möglich sei. Ohne den Einsatz öffentlicher Mittel bestünde keine Chance, das Olympiagelände denkmalgerecht sowie modern umzugestalten. Deswegen sollten die erforderlichen 660 Millionen Mark zwischen Bund, Land und privatem Investor aufgeteilt werden. Schreyer erteilte dem Konzept des Landessportbundes, der die Arena zu einem reinen Fußballstadion umbauen will, eine Absage. Ebenso unrealistisch sei die Investoren-Idee der Seebauer- Gruppe, das Gesamtareal zu vermarkten.

Nach Ansicht von Schreyer und dem sportpolitischen Sprecher Dietmar Volk müsse „die Sanierung des Olympiastadions sofort in die reguläre Investitionsplanung Berlins aufgenommen werden“. Da es nicht möglich sei, die Investitionssumme einfach zu erhöhen, sollte darum der geplante Gefängnisbau „nach hinten verschoben werden“. Auch der Bund, der jahrzehntelang seinen Pflichten zur baulichen Unterhaltung des Stadions nicht nachgekommen sei, müsse sich an der Sanierung beteiligen. Dazu sollten Senat und Bundesregierung zu einer Übereinkunft kommen, daß der Anteil des Bundes in den Anschlußvertrag zum laufenden Hauptstadtvertrag aufgenommen wird.

Auf wenig Akzeptanz stößt der Grünen-Vorschlag bei Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD). Die Finanzsenatorin besteht auf den Leistungen des Bundes als Eigentümer der Arena. Zahlungen des Landes für die marode Sporteinrichtung lehnt Fugmann-Heesing bislang ab. rola