Lange Gesichter bei ABB-Hauptversammlung

■ Deutsche ABB schreibt rote Zahlen und zahlt weniger Dividende. Noch keine Entlassungen

Mannheim (taz) – Die Hauptversammlung der Asian Brown Bovery (ABB) in der Kantine des Mannheimer Werkes begann gestern vormittag mit einer Kröten- Liste des Vorstandes. Ganz oben: die negative Bilanz der über 60 deutschen Gesellschaften des Schweizer Weltkonzerns. Als Vorsitzender Horst Dietz dann auch noch erklärte, daß es nur sechs Mark Dividende pro 50-Mark-Aktie geben werde, machten die Aktionäre lange Gesichter.

Mit der schlechten Ertragslage begründete Dietz noch einmal die schon im Januar angekündigten rund 1.000 Entlassungen in den Werken Berlin-Pankow und in Mannheim. Einbußen konstatierte er vor allem beim Bau von Kraftwerken und bei Stromerzeugung und -verkauf. Es gebe „Überkapazitäten auf der Anbieterseite“.

Der Konzern, dessen Aktienanteile zu über 90 Prozent vom Schweizer Mutterkonzern gehalten werden, werde diesen „unhaltbaren Zustand“ außerdem durch Restruktion, Umorganisierung, vom Anlagenbau hin zu Komplettangeboten von technischen Anlagen und Einrichtungen für Großkunden ändern.

Im Saal, in dem rund 250 BankerInnen und KleinaktionärInnen mit insgesamt nur 29 des 327 Millionen Mark betragenden Kapitals vertreten waren, geißelten RednerInnen mehrere Stunden lang die Firmenpolitik. Eduard Bernhard vom Naturschutzbund Umweltschutz forderte von der Konzernleitung Umdenken, Innovation in alternative Energien und ein „soziales Gewissen“. Henry Mathews vom Dachverband kritischer Aktionärinnen und Aktionäre kritisierte das „Mißmanagement“, nannte den Vorstand „Job-Vernichter“ und forderte Aufklärung über die Beteiligung der ABB am weltweiten Bau von Atomkraftwerken und von Großstaudämmen in Asien. Außerdem bezifferte er die Verluste durch das gescheiterte Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich auf bis zu eine Milliarde Mark. Verluste seien auch durch den „Schrott“ ausländischer Zulieferer und Fehlinvestitionen entstanden.

Im Vorfeld der Hauptversammlung hatte ABB die geplanten Entlassungen erst einmal aufgeschoben. Neue Verhandlungen sollen bis zum Juli dauern. Der Betriebsrat verlegte daraufhin eine für gestern geplante Demonstration gegen den Stellen-ABBau“ auf den 1. Mai. Heide Platen