„Unsere Ressourcen sind in den Köpfen“

„Wir gehören mit zu den Besten“, heißt das Resümee in den Verlautbarungen des israelischen Ministeriums für Wissenschaft und Technik. Und: „Israel – zusammen mit vier anderen Nationen – gehört zu der führenden Elitegruppe in sechs von insgesamt 20 Wissenschaftsgebieten.“ Gemeint sind damit die Bereiche Computertechnologie, Chemie, Materialwissenschaften, Physik, Molekular- und Mikrobiologie.

Bei den Ausgaben für die zivile Wissenschaft und Forschung gehört Israel tatsächlich zu den Spitzenreitern. In diese Bereiche gehen 2,2 Prozent des Bruttosozialprodukts (175 Milliarden Mark). Übertroffen wird Israel damit nur von der Schweiz, Schweden und Japan (2,6 bis 3 Prozent). „Wir haben keine Bodenschätze, unsere Ressourcen sind im Kopf“, erläutert Din Heiman, Pressesprecher bei der israelischen Botschaft in Bonn, warum sein Land soviel Geld in die Wissenschaft steckt.

High-Tech-Produkte machen bereits jetzt gut ein Viertel der israelischen Exporte aus. Der Friedensprozeß hat der Wissenschaftsbranche einen Aufschwung gebracht. Die Finanzmittel stehen jetzt vermehrt ziviler Forschung zur Verfügung – nicht mehr vorwiegend militärischen Projekten.

Frühzeitig haben israelische Wissenschaftler die Kooperation mit ausländischen KollegInnen gesucht. Zahlreiche bilaterale Abkommen sicherten, daß Israel nicht den Anschluß an die Spitzenforschung verlor. Eine besonders enge Zusammenarbeit im Bereich von Wissenschaft und Forschung hat Israel mit der Europäischen Union (EU).

Israel ist das erste nichteuropäische Land, das einen fast unbeschränkten Zugang zu den Wissenschaftsförderprogrammen der EU bekam. Israel ist fast gleichberechtigtes Land am „4. Forschungsrahmenprogramm“ der EU. Ein Bereich bleibt Israels Wissenschaftler indes verwehrt: Sie können keine EU-Projektgelder für Forschungen auf dem Gebiet der Nukleartechnik beantragen.

Die Ziele des EU-Programms passen gut in das Konzept des israelischen Ministeriums für Wissenschaft und Technik. Mit Hilfe der EU soll vor allem die Lücke zwischen Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung geschlossen werden. „Strategische Forschung“ wird dies in Israels Science Community genannt. Sie soll als einer der Eckpunkte bei künftigen Regierungsprogrammen noch weiter ausgebaut werden.

Wissenschaftliche Kooperationen werden von Israel aber auch gezielt in politische Strategien eingebunden. So bestehen seit längerem schon Kooperationsverträge mit den ehemals verfeindeten Nachbarn. Mit finanzieller Unterstützung der dänischen Regierung wurden im vorigen Jahr 500 ägyptische Agrarexperten in Israel ausgebildet; dieses Jahr sollen weitere 800 Ägypter von diesem Trainingsprogramm profitieren.

Die Dänen haben bereits eine Ausweitung des Programms beschlossen. Geplant ist die Teilnahme von Jordaniern und Palästinensern. Weitere Ausbildungskooperationen – unter anderem im medizinischen Bereich – gibt es mit der palästinensischen Autonomieregierung, Marokko und Mauretanien. Wolfgang Löhr