Tapfer gegen Stalins Rache

In Wandsbek will eine Armee Freiwilliger einem gefährlichen Gegner zu Leibe rücken: Dem feuerspeienden Bärenklau  ■ Von Eberhard Spohd

Ein Stadtteil beginnt zu kämpfen. Einem nahezu übermächtigen Gegner will Wandsbek zu Leibe rücken. Bis zu vier Metern hoch ist der Feind der wackeren, mit Spaten bewaffneten Recken; seine gelbgrünfahlen Hände sind groß wie Backbleche. Und mit feuriger Kraft versteht er sich zu wehren, dieser Goliath, und sein Revier zu verteidigen: der Bärenklau.

Heracleum mantegazzianum droht an den Bachufern des Bezirks die übrige Fauna zu überwuchern. Ihr dichter Wuchs schluckt das Sonnenlicht und läßt alle anderen Pflanzen verkümmern. Umso schlimmer, als es sich nicht um ein heimisches Gewächs handelt. Im vergangenen Jahrhundert wanderte der Bärenklau aus dem Kaukasus in hiesige Gefilde. „Stalins Rache“, wie er in Osteuropa auch genannt wird, wurde bei uns als mächtige Zierpflanze in Vorgärten geschätzt und trat von dort aus seinen Verbreitungszug durch Mitteleuropa an. Da sie hier keine natürlichen Feinde kennt, ist dem Weiterwuchern kaum eine Grenze gesetzt.

„Das Schlimme an dieser Pflanze sind aber ihre Waffen“, erklärt Hobbygärtnerin Cäcilia H. Im Zellsaft der Herkulesstaude – ein weiterer Tarnname des bösen Feindes – findet sich nämlich Furocumarin. „Wenn es auf die Haut kommt, spürt man zunächst gar nichts“, beschreibt die tapfere Kriegerin die Wirkung dieses Kontaktgiftes, „aber sobald die Sonne darauf scheint, kommt es zu Verbrennungen zweiten Grades.“Schuld sind die Verbündeten des Bärenklaus – die UV-Strahlen. Sie bewirken eine Strukturveränderung des Wirkstoffs, die die Verätzung der Haut herbeiführt. Cäcilia H.s Tip: „Die Pflanze immer nur mit Handschuhen bekämpfen.“

Mit ebendiesen und weiteren gezielten Gegenmaßnahmen will nun das Umweltamt des Bezirks Wandsbek das Monster bekämpfen. Mit einer Armee Freiwilliger soll ein Kreuzzug gegen die Herulaneen an den Ufern von Wandse, Rahlau und Saselbek erfolgreich durchgeführt werden. Im Frühjahr nämlich, wenn die Herkulesstaude nur ein Stäudchen ist, wird das Übel an der Wurzel gepackt. Der Trupp Unerschrockener soll mit einem gezielten Stoß ins Herz der Pfahlwurzeln dem Bärenklau den Garaus bereiten.

Am Sonnabend, dem 9. Mai, soll der strategische Angriff auf breiter Front gestartet werden. Auf in den Kampf, zum Schutz der heimischen Fauna!