Steinschichten im Computerarchiv

■ Um Grundwasser zu erforschen, nutzen Wissenschaftler 60 Jahre alte Daten

Mitten auf einem Feld in der Buckener Au nahe Hohenwestedt ragt ein blaues Rohr aus der Erde. Hinein stecken die beiden Geowissenschaftler Manfred Martini und Torben Offen abwechselnd einen Zollstock und ein Kabel, durch das Strom fließt. So messen sie Tiefe, Fließverhalten und Leitfähigkeit des Grundwassers. Ziel der Untersuchungen: langfristig sollen die Schadstoffe zu verringert werden, die das Grundwasser in Flüsse und Küstengewässer schwemmt.

Und das funktioniert so: Das Rückhaltevermögen von Nährstoffen wie Phosphat und Nitraten ist von Boden zu Boden unterschiedlich. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, an welchen Stellen die unterirdischen Steinschichten besonders wenig zurückhalten. Dort sollen dann, vereinfacht gesagt, Schadstoffbremsen und Nitratblocker eingefügt werden.

„Es geht um Pufferzonenmanagement“, erklärt Manfred Martini vom Ökologischen Zentrum der Universität Kiel. „Wir wollen Empfehlungen geben, welche Talräume beispielsweise für die Renaturierung von Feuchtgebieten besonders geeignet sind.“

Bei ihren Untersuchungen sind Martini und Offen auf das Geologische Landesarchiv in Schleswig-Holstein angewiesen. Hier werden geologische Informationen über den Untergrund im nördlichsten Bundesland gesammelt. Etwa 800.000 Schichtenverzeichnisse von Bohrungen liegen im Archiv. Sie geben Auskunft über die Abfolge verschiedener Gesteinsschichten. Und die ist wichtig für die Wissenschaftler. „Die Böden haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Nährstoffe. Einige halten die Stoffe besser zurück als andere“, erklärt Martini.

„Wir archivieren auf Mikrofiche Bohrungsergebnisse, die zum Teil bis in die 30er Jahre zurückreichen“, sagt Karen Klüver, Mitarbeiterin des Archivs. Sie versteht die Einrichtung als eine Art Bibliothek, auf die theoretisch jedeR zurückgreifen könne. Allerdings sind einige Daten nicht einsehbar: Ölbohrungen beispielsweise fallen unter das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis.

Die Archiv-Nutzung ist kostenlos – noch. Das Landesamt für Natur und Umwelt ist gerade dabei, ein Boden-Informations-System zu erstellen, das einen schnelleren Datenzugriff über Computer erlaubt. Wenn das System erst einmal eingerichtet ist, wird seine Benutzung auch etwas kosten.

Martin Pfitzner