Protest am Gen-Acker

■ Aktionsbündnis will Freilandversuch mit genmanipulierter Pflanzen unterbinden

Wenn im Frühling die Blumen sprießen, blüht auch der Streit um die Aussaat gentechnologisch manipulierter Pflanzen. Morgen wollen GenversuchsgegnerInnen einen Acker bei Schönfeld nordöstlich Berlins besetzen, um einen Freilandversuch mit erbveränderten Pflanzen zu unterbinden. Die Biotechnologiefirma Agrevo, eine Tochter von Schering und Hoechst, testet dort unter anderem Mais, Raps und Zuckerrüben, die mit dem Pflanzenvernichtungsmittel „Liberty“ behandelt werden.

Nach Angaben von Agrevo- Sprecher Jürgen Candstetter sind die Pflanzen in der Nähe von Bernau bereits ausgesät worden. Dem Konzern fehlt noch die Zulassung für sein Produkt Liberty in der Bundesrepublik. Man will jetzt weitere Daten über die Rückstände des Gifts sowie über die in der Landwirtschaft notwendige Dosierung gewinnen. Zuchtfirmen haben die ausgesäten Pflanzen mit einem Agrevo-Resistenzgen versehen, das sie gegen das Pflanzengift Liberty unempfindlich macht. Um die manipulierten Kulturpflanzen herum werden alle anderen Kräuter vernichtet. Das soll der Steigerung des Ertrags dienen.

Das „Barnimer Aktionsbündnis gegen gentechnische Freilandversuche“ weist darauf hin, daß nach ähnlichen Experimenten in Dänemark das Resistenzgen bereits in Wildpflanzen nachgewiesen wurde, wo es bislang unbekannte Wirkungen auslösen könne. Außerdem gerieten die Bauern immer mehr in die Abhängigkeit von Biotechnologiekonzernen, weil sie in Zukunft nur noch ein teures Paket aus Saatgut und Herbizid erwerben könnten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Agrevo weltweit bei einem Umsatz von 4,1 Milliarden Mark einen Gewinn von 320 Millionen Mark. Zum siebenprozentigen Umsatzzuwachsgegenüber dem Vorjahr trug vor allem der Verkauf von genmanipuliertem Sommerraps und Mais sowie des Herbizids Liberty in den USA und Kanada bei.

Bereits im vergangenen Jahr wollten GengegnerInnen den Acker bei Schönfeld blockieren, ein Aufgebot von 80 Polizisten setzte die Aussaat jedoch durch. Agrevo mußte bislang verkraften, daß Dutzende von Testfeldern zerstört wurden. Hannes Koch

Der Protest startet morgen, 14 Uhr, mit einer Fahrraddemo vom Bahnhof Bernau nach Schönfeld, dort um 15 Uhr Treff mit weiteren Teilnehmern an der Kirche