Dieses Haus könnte ein Theater bleiben

Kleine Freude beim Verein Freie Volksbühne wie den Berliner Festspielen: Nach sechs Jahren kehrt das Berliner Theatertreffen in die Freie Volksbühne in der Schaperstraße und damit an ihren früheren Hauptspielort zurück. Doch das am 1. Mai beginnende Treffen deutschsprachiger Bühnen könnte für das vereinseigene Theater das letzte Hoch vor der Schließung sein.

Denn der Verein ist mit 800.000 Mark verschuldet, und die Betriebskosten von Berlins größtem und – wie der Vereinsvorsitzende Dietger Pforte versichert – technisch bestausgestattetem Theater belasten ihn monatlich mit weiteren 120.000 Mark. „Niemand ist in der Lage, ein so großes Theater als Sprechtheater zu halten, ohne öffentliches Geld zu bekommen“, sagte Pforte gestern.

Deswegen hatte der Verein zunächst an einen Musicalbetreiber verpachtet, nachdem 1992 quasi über Nacht die Subventionen gestrichen wurden. „Shakespeare & Rock'n'Roll“ aber floppte, und auch derzeitige Versuche mit kleinen Schauspielgastspielen sind eher eine Verlegenheit. In seiner Not hat der Verein für das 1963 von Fritz Bornemann erbaute Theater die Entlassung aus dem Denkmalschutz beantragt, um die Immobilie anders nutzen zu können.

Glücklicher indes wäre die Realisierung des alten Traumes vom Theater der Nationen. Bis der Bund dieses nach dem Regierungsumzug ermöglichen könnte, schlägt Ulrich Eckhardt, Leiter der Berliner Festspiele, eine Zwischenlösung vor. Die Festspiele könnten ihr Programm hier unterbringen und internationale Gastspiele organisieren. Für zwei bis drei Jahre, mit jährlich sechs Millionen Mark Subvention. Eine Idee, ein Gesprächsangebot an den Kultursenat, der bis Ende Mai wenigstens einen „Tendenzbeschluß“ fassen muß. Sonst sattelt die Freie Volksbühne um – auf ein Hotel oder ein Einkaufsparadies. Petra Kohse

Foto: David Baltzer/Zenit