Ruanda richtet den Völkermord

■ Erste Hinrichtungen öffentlich vollstreckt

Kigali/Berlin (AP/taz) – In Anwesenheit von insgesamt 100.000 Zuschauern sind an vier Orten in Ruanda gestern die ersten 22 Todesurteile gegen Völkermordtäter vollstreckt worden. Allein im Sportstadion von Nyamirambo in der Hauptstadt Kigali versammelten sich 15.000 Menschen, um vier Hinrichtungen beizuwohnen. 1994 war das Stadion einer der berüchtigsten Massakerorte Kigalis gewesen.

Die drei Männer und eine Frau, gekleidet in rosafarbene Gefangenenuniformen, wurden an Pfähle gebunden. Ihre Köpfe wurden mit schwarzen Kapuzen verhüllt, um ihre Oberkörper trugen sie Bänder mit aufgemalten Zielscheiben. Aus weniger als einem Meter Entfernung wurden sie dann von Polizisten erschossen. Die Menge sah stumm zu und applaudierte, als alle vier tot waren. Prominentester der vier war Froduald Karamira, ein ehemaliger Parteiführer, der während des Genozids in Ruanda 1994 die Hutu-Bevölkerung über Rundfunk aufgerufen hatte, die „Kakerlaken“ – gemeint waren die Tutsi – umzubringen.

Die Hinrichtungen stießen in Ruanda auf breites Verständnis, in der Welt auf Protest – unter anderem der USA, die selber die Todesstrafe anwenden. Ruandas Regierung konterte, die Hinrichtungen seien nötig, um die Ernsthaftigkeit der Justiz unter Beweis zu stellen. Kommentar Seite 12