Verhalten spielen, verhalten freuen

■ Der HSV macht mit dem 1:0 gegen Duisburg den vorletzten Schritt zum Klassenerhalt

Gerettet? Nein, dafür war weder das Spiel berauschend noch der Punktestand erquicklich genug. Der Sieg werde gefeiert, der Klassenerhalt aber noch nicht, meinte Hasan Salihamidzic, Schütze des goldenen Tores, nach dem Spiel. Die Westkurve dachte ähnlich: Das Aufatmen der Fans nach dem Schlußpfiff ging zwar in Jubel über, doch das günstige 3:3 der Bochumer gegen Karlsruhe wurde vorsichtshalber auch noch gefeiert.

Die Torflut der anderen Spiele aus der Abstiegszone zu verfolgen, war für die Fans über weite Strecken spannender als ihrer eigenen Mannschaft zuzusehen. Die schaffte es souverän, in einem schwachen Spiel das notwendige eine Tor mehr zu schießen. Viel Gefahr drohte nicht, denn allzu großes Engagement – Verletzungsgefahr! – sparten sich die Duisburger augenscheinlich für das Pokalendspiel gegen die Bayern auf. Der HSV zeigte demgegenüber phasenweise einen ansprechenden Fußball, mußte sich aber auch nicht sehr mühen. Trainer Frank Pagelsdorf verteilte immerhin das Kompliment, „daß wir hinten nicht in einen Konter liefen“. Teilweise überzeugte auch die Offensive: Der ins Mittelfeld zurückgezogene Salihamidzic harmonierte mit Jacek Dembinski und war an der richtigen Stelle, um nach 27 Minuten einen abgewehrten Weetendorf-Schuß abzustauben.

Viel mehr ging jedoch nicht. Anthony Yeboah verbrachte, vom Pollenflug gepeinigt, den Nachmittag außerhalb des Stadions, und seinen Kollegen fehlte der rechte Drang zum Tor. Pagelsdorf beklagte das nach wie vor „große Manko“, daß vor allem seine Vorderleute in den „entscheidenden Situationen Konzentration“vermissen ließen.

Der glücklose Weetendorf (48.), Reincke (82.) und Dembinski (87.) hätten in der Tat schon früher für klare Verhältnisse sorgen können. Aber auch das 1:0 war ungefährdet. Ein Freistoß von Tomasz Hajto kurz vor dem Pausenpfiff blieb die einzige nennenswerte Aktion der Gäste. Michael Zeyer, der mutmaßlich für etwas Übersicht im Duisburger Spiel hätte sorgen können, blieb wegen einer Oberschenkelzerrung 90 Minuten auf der Bank.

„Gar nicht viel zu sagen“sei zum Spiel, befand Gäste-Trainer Friedhelm Funkel lapidar. Beide Teams haben nun 40 Punkte, die – Rechenakrobatik hin oder her – zum Klassenerhalt reichen dürften. Die Duisburger freuen sich, so sie denn gesund bleiben, auf Berlin. Und in Hamburg findet zum Abschlußspiel gegen Kaiserslautern am 9. Mai nach eineinhalb Jahrzehnten wieder mal eine Meisterfeier statt.

Folke Havekost

Hamburger SV: Butt – Schnoor – Panadic, Hertzsch – Hollerbach (40. Jepsen), Zeyer, Salihamidzic (88. Böger), Kmetsch, Spörl – Dembinski, Weeten-dorf (79. Reincke).

MSV Duisburg: Gill – Emmerling – Komljenovic, Hajto – Hirsch (73. Neun), Osthoff (63. Vana), Wohlert, Töfting, Wolters (63. Popowitsch) – Salou, Spies.

SR:
Wagner (Hofheim) – Z: 32.000.

Tor: 1:0 Salihamidzic (27.).