Bewunderung für Stadthaus Schlump

■ Bremer schauen neidvoll auf Investorenmodell in Hamburg

Der Umbau eines ehemaligen Krankenhauses der Alsterndorfer Anstalten im Stadtteil Rotherbaum, dem denkmalgeschützten „Stadthaus Schlump“, hat über die Hamburger Landesgrenzen hinaus Aufsehen erregt. Auch Bremer UmweltschützerInnen und ArchitektInnen haben das Modell schon bestaunt, das für MieterInnen mit Regenwassernutzung, Kraft-Wärme-Kopplung und automatischer Car-Sharing-Zugehörigkeit einiges bietet. Unter ihnen war auch der Bremer Architekt Hanns-Peter Karl , zugleich Vizepräsident der Bremer Architektenkammer.

taz: Ist das Hamburger „Schlump“ein Vorbild, bei dem BremerInnen der blanke Neid befällt?

Hanns-Peter Karl: Nein, blanker Neid nicht, aber sicher Bewunderung. Schlump ist ein Beispiel dafür, wie mit relativ wenig Aufwand ein Optimum an Qualität zum gemeinschaftlichen Wohnen erreicht wurde. Davon kann man lernen, auch in Bremen, z.B. wie man miteinander Wohnen und Leben auch auffassen kann, oder wie man mit geringen Eingriffen in die Bausubstanz beispielhafte Lösungen erzielt, die von den Bewohnern auch angenommen werden. Der Mieter paßt sich den Raumstrukturen an und nicht die Raumstruktur durch Eingriffe in die Konstruktion den normierten Wohngewohnheiten.

Klingt so einfach. Aber in Bremen haben wir sowas nicht.

In Bremen haben wir keine vergleichbare Möglichkeit und wohl so leicht auch keine so engagierten Investoren mit Weitblick, so daß sie zum Beispiel in Regenwassernutzung und Kraft-Wärme-Kopplung investieren und beharrlich mit den Energieversorgern vertraglich attraktive Lösungen aushandeln. Beispielhaft ist auch die öffentlich-rechtliche Regelung über den Nachweis der Pflichteinstellplätze.

In Hamburg ist aber auch nicht alles superöko. Die alten Gemäuer wurden von innen nicht extra wärmegedämmt.

Ich mag den Begriff öko nicht, der ist mir zu kommerziell besetzt. Mit der Wärmedämmung und dem bauphysikalischen Verhalten der Außenwände ist das so eine besondere Sache. Eine Innendämmung stand nicht an; der Architekt hat den Wärmeschutznachweis im wesentlichen durch die Dachdämmung erreicht.

Wo könnte man denn auch in Bremen ein „Schlump“errichten oder installieren?

Hamburger Verhältnisse sind hier nicht vergleichbar, insbesondere nicht die städtebaulichen Rahmenbedingungen. Ob das seinerzeit abgerissene Krankenhaus Findorff eine Möglichkeit geboten hätte, ist höchst zweifelhaft. Das Hamburger Beispiel steht auch unter Denkmalschutz. Wenn irgendwann einmal die alte HNO-Klinik St.Jürgen-Straße zur Disposition steht, wäre vielleicht für eine Bremer Variante Gelegenheit. Aber ohne die steuerlichen Vergünstigungen, die der Denkmalschutz bietet, geht es nicht. Die Mieten wären sonst unerschwinglich.

Also kein „Schlump“für uns?

Nein. „Schlump“ist ein Unikat. Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Zusammenwohnens gibt es jedoch auch bei uns. Dazu brauchen wir bewußte Investoren, die so rechnen wie die Herren Raap und Gessner in Hamburg, eine flexible Anwendung der Rechtsverhältnisse und last but not least auch kreative Mieter, die die Vorteile solcher Wohnformen erkennen. Wenn „Schlump Hamburg“dazu einen Beitrag leisten könnte, sind wir „Schlump Bremen“einen Schritt näher gekommen. Int.: Eva Rhode / Foto: T.Vankann