Manager im Schweinestall

■ „Heu-Hotels“im Norden ziehen immer mehr TouristInnen an

Skatclubs und Kegelvereine werden es ab Mai wieder tun, Schüler und Seniorinnen auch, gut betuchte Manager ebenso: Bei Touren durch Schleswig-Holstein schlafen sie nicht im Bett, sondern im Heu. Ein gutes Dutzend Heu-Hotels sind dem schleswig-holsteinischen Tourismusministerium bekannt – Bauernhöfe, deren von der Agrarkrise gebeutelte BesitzerInnen aus Kuh- oder Schweineställen rustikale Herbergen gemacht haben.

Für SchülerInnen und junge RadlerInnen mag die billige Übernachtung Motiv für ein Bett im Heu sein, doch die Älteren sind Überzeugungstäter. „Wir hatten auch aus Hamburg von Shell die oberste Etage hier“, berichtet Ernst-Otto Naeve aus Sehestedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde), der mit Ehefrau Hanna vor sechs Jahren die erste reguläre Heu-Herberge im Land gründete.

Damals fand eine Gruppe SchülerInnen aus Berlin in keiner Jugendherberge Platz, und eine Tourismus-Managerin fragte nach einem Notquartier im Heu. „Wir sind überrascht, daß es so gut angenommen wurde“, sagt Naeve. Mittlerweile hat er Platz für 60 Heu-Schläfer. Auch der anfängliche Ärger um den Brandschutz ist abgehakt.

Schlafsack, Taschenlampe und Rauchverbot im „Schlafzimmer“– das sind die wichtigsten Voraussetzungen für das „Abenteuer“, wie Klaus-Peter Lucht es nennt. Er zählt mit Frau Anke zu den Etablierten der Mini-Branche. Stadtkindern gibt er oft Nachhilfe in Landwirtschaft, und die wirtschaftliche Lage „haben wir mit dem Heu-Hotel erheblich verbessert“, sagt Lucht.

Auch Branchenkollege Johann Detlef Mumm aus Tetenhusen (Rendsburg-Eckernförde) ist zufrieden: Bei ihm verbrachte sogar schon eine komplette 15köpfige Hochzeitsgesellschaft aus Niedersachsen die Nacht im Heu. lno