Nachschub für den Wüstenimbiß

■ Georgette Dee mit wie erwartet betrunkenen „Helden“im Tivoli

Es wäre übertrieben zu behaupten, sie sei aus Liebe an die Elbe gereist. „Eigentlich bin ich nur zurück, um Getränke nachzukaufen“, stellte Georgette Dee gleich zu Beginn ihres neuen Programms Helden ganz unsentimental fest. Seit 40 Tagen betreibt die Berliner Diseuse einen Imbiß in der Wüste – wobei es sich selbstredend um den beliebtesten Imbiß der Wüste und Deutschlands größte Diseuse, sozusagen auch „den einzigen Imbiß im Umkreis von was-weiß-ich-wie-vielen Kilometern“und Deutschlands einzig große Diseuse handelt. Die also ritt an die Elbe – „Kann mal jemand auf mein Pferd aufpassen? Nein, nicht füttern, nur Gesellschaft leisten für zwei oder vier Stunden“–, um von Göttern, Helden und Helden-support-persons, von Cowboys und Ferrarifahrern im allgemeinen sowie Muskeln und Samensträngen im speziellen zu berichten.

Georgette Dee selbst ist keine Heldin, sondern Raucherin und vor allem Trinkerin. Großen Durst hatte sie auch schon vor ihrer Wüstenzeit, doch etwas haben Hitze und Sand bei dem geborenen Niedersachsen doch verändert: Statt kübelweise Champagner spritzt nun Dosenbier auf der Bühne, nur gelegentlich aufgepeppt durch einen kleinen Vodka. Das öffentliche Besäufnis, das dem losen Mundwerk die Zunge noch lockert, ist stets Attraktion von Dees Auftritten, jedoch mußte bei dem Kurzgastspiel der vergangenen zwei Tage leider auf ihre ebenfalls sehr beliebten lasziven Räkeleien auf dem Flügel des treuen Begleiters Terry Truck verzichtet werden. Auch die langen Locken sind abgeschnitten, und mit dem schwarzen Sackschnitthängekleid könnte Dee bestenfalls zum „Rettungsringtanz“ansetzen, wie sie selbst grinsend vermeldete. Also lieber noch eine rauchen.

Vom „Mädchen aus Piräus“über „The Lady is a Tramp“bis zum „Erlkönig“wurde alles ergreifend interpretiert, wie auch Trucks Elton-John-inspirierte Eigenkompositionen von der Akkordeon-, Gitarre-, Kontrabaßband mit der nötigen Pathetik unterlegt wurden. Dee sang und plauderte dazu wie immer zynisch-galant um ihre Gesangs- und Plauderehre. Die abschließende Feststellung, daß es sometimes hard to be a woman sei, verstand sich im Grunde ganz von selbst.

Christiane Kühl