Weiss in Schwarzafrika

■ Weltbewandert: Die Afrika-Kennerin Ruth Weiss kommt zur Lesung nach Oldenburg

Eine Lesung der besonderen Art steht an. Denn mit Ruth Weiss kommt am 19. April eine Frau nach Oldenburg, die nicht nur als anerkannte Kennerin des südlichen Afrika gilt. Sie ist zugleich auch Zeitzeugin, politische Beobachterin und Journalistin, die einige der einschneidensten Ereignisse dieses Jahrhunderts erlebt hat. Von der Emigration ihrer jüdischen Familie Mitte der 30er Jahre nach Südafrika über die Erfahrungen mit der Apartheid bis hin zu den Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien und den Umbrüchen im südlischen Afrika reichen die Stationen.

In den 50er Jahren bereiste sie – zunächst in Begleitung ihres Mannes, dem Journalisten H.L. Weiss – die Länder Schwarzafrikas. Die allgegenwärtige Apartheid animierte sie dazu, auch journalistisch zu arbeiten und das Unrechtssystem zu kritisieren. Wegen dieser Haltung wurde sie in Südafrika und Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe, zur Persona non grata erklärt und mußte erneut emigrieren. Nach Jahren in Deutschland und England kehrte sie 1979 nach Simbabwe zurück. Nach Südafrika konnte sie erst wieder im Jahr der Freilassung Nelson Mandelas, 1990, reisen.

Seit den frühen 60er Jahren hat Ruth Weiss mehrere Bücher und Filme über Afrika veröffentlicht und unzählige Male in Zeitungen und im Radio über den Kontinent berichtet. Emigration, politischer Kampf, wirtschaftliche und soziale Not und die Hoffnung auf eine menschenwürdige Zukunft stehen im Mittelpunkt ihrer Geschichte(n). Das gilt auch für ihr 1997 erschienenes Buch „Die Reise nach Gabarone“. Anhand von Einzelschicksalen beschreibt Weiss sehr einfühlsam wichtige politische Ereignisse dieses Jahrhunderts. Engagiert, lebendig und authentisch.

„So bin ich eine Wandernde zwischen verschiedenen Welten. Ich bin Jüdin, habe eine weiße Haut, lebte zwischen, aber nicht mit Afrikanern, war ständig auf Reisen. Manchmal mit einer Absicht, einem Ziel und oft, allzu oft auf der Flucht vor Menschen und Verhältnissen, irgendwo in Europa oder Afrika“, sagt Ruth Weiss über Ruth Weiss. Seit 1992 lebt die heute 75jährige auf der britischen Isle of Wright – als „Autorin und freie Journalistin im Ruhestand“, wie sie es nennt. In Oldenburg wird sie aus „Die Reise nach Gabarone“und der Autobiographie „Wege im harten Glas“lesen. Marco Klemmt

Lesung mit Ruth Weiss: Mittwoch, 29. April, 20 Uhr in der Lambertikirche, Oldenburg