„Ohne Rechte ist Politik langweilig“

■ Ein Pressetermin mit dem DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey

München (taz) – Das Wetter ist schlecht, das Lokal auch, und ebenso die Inszenierung: Per Handy mußten sich die interessierten Journalisten von DVU-Pressesprecher Dröse den Ort der Pressekonferenz mitteilen lassen – so geheim mag es Gerhard Frey, Parteivorsitzender der Ein-Mann- Neonazipartei.

Eine Bierschwemme im Münchner Problemviertel Hasenbergel, mit Reißnägeln befestigt ein Parteitischtuch an der Wand, die Polizei ist schon da, und endlich auch die Presse, die Kameras: die Menschen hören ihm zu. Frey gab sich gestern nach seinen Pöbeleien in Magdeburg moderat.

Rechts zu sein, freut er sich, sei im Osten inzwischen Teil der Jugendkultur, fast so wie Skateboardfahren. Skins? Nein danke, da sei ein Unvereinbarkeitsbeschluß der Partei vor. Wie „David ohne Schleuder gegen Goliath“ habe seine Partei in Sachsen-Anhalt gewonnen, trotz der „Chaoten und Banditen“, die seine Wahlhelfer verprügelt hätten.

Ausländer? „Die Masse der Ausländer sind rechtschaffene Leute, und wir sind sehr froh, sie hier zu wissen.“ Und auch gegen wirklich verfolgte Asylbewerber hat Frey in der Stunde seines Triumphs gar nichts mehr. Was seine Parlamentarier in Sachsen-Anhalt anstellen werden, darauf, gibt er vor, werde er keinen Einfluß nehmen.

Sein Lächeln wird dünn, als ihn der Kollege von der Süddeutschen Zeitung fragt: „Sind sie immer noch der Ansicht, im Dritten Reich seien nur 100.000 Juden ermordet worden?“ Schrecklich, ganz schrecklich sei der Holocaust gewesen, weint das Krokodil. Aber die DVU beschäftige sich nicht mit historischen Fragen, sondern mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Er, Frey, werde „froh und glücklich sein, wenn die alten Parteien sich normalisieren“, soll heißen, „nationale Standpunkte vertreten“. Dann sei seine Aufgabe erfüllt und er könne sich zurückziehen. Vorher will er vielleicht noch einmal in Bayern antreten (vielleicht mit Franz Schönhuber, „nach wie vor ein Urgestein“), vielleicht in Mecklenburg-Vorpommern und zur Bundestagswahl – ohne Rechte sei „Politik doch langweilig“. Stefan Kuzmany