Analyse
: Kampf ums Image

■ Telekom legt erste Bilanz nach Öffnung des Marktes vor

Wirklich zufrieden sei er mit der Bilanz für das erste Quartal 98. Das zu betonen wurde der Chef der Deutschen Telekom AG, Ron Sommer, am Dienstag nicht müde. Um 6,1 Prozent auf 17,3 Milliarden Mark hat der Konzern seinen Umsatz im Vergleich zu den ersten drei Monaten 1997 gesteigert, der Reingewinn fiel gar um 18 Prozent höher aus und beträgt nun 1 Milliarde Mark. Und das alles obwohl mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes zu Beginn dieses Jahres die Monopolstellung weggefallen ist und die Telekom sich nun in allen Marktbereichen der Konkurrenz stellen muß. Ist das Unternehmen also, wie Sommer meint, mit „seiner Strategie auf einem erfolgversprechenden Weg“?

Die Umsatzsteigerung ist vor allem einem um 11 Prozent gewachsenen Gesamtmarkt zu verdanken, auf dem die Telekom AG jedoch bereits an Anteilen verloren hat. Immerhin 10.000 Kunden haben ihr jetzt schon den Rücken gekehrt. Dabei tun sich die Mitbewerber immer noch schwer – nicht zuletzt, weil der ehemalige Monopolist mit überhöhten Gebührenforderungen bei der Freigabe der Leitungen und für Anbieterwechsler versucht, in dieser Übergangsphase noch einmal von seiner Position als erstes Unternehmen am Markt zu profitieren, und dabei auf Zeit spielt. Dafür hat er sich sogar mit der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation angelegt und mächtig an Image verloren.

Der Gewinn resultiert in erster Linie aus dem rigorosen Beschäftigungsabbau, den der Konzern schon bei der Vorbereitung auf die Marktöffnung begonnen hatte. 40.000 Stellen sind bereits weggefallen. Bis zum Jahr 2002 sollen insgesamt noch 60.000 gestrichen werden. Mit rund 3.000 Beschäftigten weniger seit Januar liegt der Konzern perfekt im Plan. Anders verhält es sich mit der Schuldentilgung, die im gleichen Zeitraum lediglich 1,4 Milliarden Mark betrug, 85 Milliarden Mark an Miesen schleppt die Telekom weiter mit sich herum. Daß sie sich hier Zeit läßt, ist wohl ein Gefallen gegenüber den Aktionären. Das nicht ausgegebene Geld sorgt für eine höhere Gewinnausweisung und treibt so den Aktienwert nach oben. Und das ist nötig, denn bislang tut sich die T-Aktie im Vergleich mit ihren Geschwistern in Italien und Frankreich oder auch mit dem Dax recht schwer.

Die Frage ist allerdings, ob professionelle Investoren auf diesen Coup hereinfallen.

Einfachen Kunden wird es dagegen vielleicht leichter fallen, an den Erfolgskurs des Unternehmens zu glauben: Gleich nach der Verkündung der Bilanzzahlen hat Ron Sommer seinen Trumpf gezogen. Alle Produktivitätssteigerungen würden an die Kunden weitergegeben, erklärte er. „Preise kennen bei uns nur eine Richtung – und die geht nach unten.“ Beate Willms