Der Blues aus Bayern

■ Couch und Fred Is Dead aus dem Umfeld des Landsberger Hausmusik-Labels

Wild rauschend durchfließt der Lech die bayerische Kleinstadt Landsberg. In deren etwas zu malerischer Innenstadt liegt die Wohnung von der aus Wolfgang Petters das Label Hausmusik leitet. Bis vor kurzem war das Plattenveröffentlichen strenggenommen nur das Hobby des gelernten Elektrikers, doch seit Hausmusik vom Mailorder Naptime den Vertrieb diverser amerikanischer Kleinlabels übernommen hat, ist Petters vielleicht die meistbeschäftigte Person in der ohnehin umtriebigen Szene, die durch Bands wie Notwist oder Village Of Savoonga Freunden der unabhängig veröffentlichten Musik die Städtenamen Weilheim und Landsberg bekannt machte.

Neben der Labelarbeit singt und spielt Petters nämlich auch noch bei der Band Fred Is Dead. Während viele der Projekte, die bei Hausmusik und den eng verbundenen Labels Kollaps und Payola veröffentlichen, Rock nur noch als abstrakten Bezugsrahmen ansehen, klingen bei Fred Is Dead Melodie, Lärm, und Gesang in vom Indie-Rock wohlbekannter Art zusammen. Doch die Melancholie, die aus jedem Lied der Band klingt, bewahrt im Gedächtnis, wie es in der bayerischen Provinz zu jener beeindruckenden Produktivität kommen konnte: Die Sehnsucht, die andere zum Wegziehen bewegte, packten die Dagebliebenen in die Musik.

Couch, mit denen sich Fred Is Dead heute abend die Bühne teilen, leben zwar in einer großen Stadt, München nämlich, doch Melancholie ist den drei Musikern nicht fremd: Obwohl Couch Instrumentalmusik machen, liegen Post-Rock-Bezüge eher daneben – hier geht es um Emotionalität und nicht um Struktur.

Vielleicht ist das Sad-Core ohne Gesang, vielleicht bewahren Couch die Erinnerung an den Instrumental-Rock vom SST-Label, bestimmt aber klingt die Band im Konzert ganz gewaltig.

Da dies an einem guten Abend Fred Is Dead allemal auch gelingt, wiederholen sich vielleicht Szenen wie vor anderthalb Jahren, als in Landsberg das Hausmusik-Label sein fünfjähriges Bestehen feierte: Die US-Band Spoke war es damals, die Wolfgang Petters mit einer Pappkrone für sein Wirken auszeichnete. Während Petters noch zweifelte, ob er gerührt oder peinlich berührt sein sollte, war dem Publikum klar: Dies war die angemessene Geste, um sich bei dem Labelmacher dafür zu bedanken, daß er dazu beigetragen hat, daß Independent nicht nur als Vertriebsform, sondern auch als bewußte Position im Musikgeschäft eine Zukunft hat. Felix Bayer Do, 30. April, 21 Uhr, Pudels