Vergiß Italien, Alter!

■ Irgendwo im Nirgendwo an der polnischen Grenze: Jan Ralskes „Not A Love Song“, eine Mischung aus Road-movie und Komödie kommt diese Woche ins Metropolis

Die Menschen sitzen auf Bahngleisen, oder sie liegen mit ausgestreckten Armen auf der Straße. Das ist nicht gefährlich, denn die Bahn fährt hier schon lange nicht mehr, und Autos kommen sowieso nie vorbei. Und wenn doch, dann kennt man meist den Fahrer. Auch wenn man den eigentlich nicht kennen möchte. Bruno hat keinen Bock mehr, Italien ist sein Traum. Luise hat auch keinen Bock mehr, ein Bistro ist ihr Traum. Aber als der in Erfüllung geht, geht es ihr eigentlich auch nicht viel besser. Wer braucht schon ein Bistro irgendwo im Nirgendwo in einem Dorf nahe der polnischen Grenze – außer wenn es Freibier gibt.

Ja, so ist das Leben in der Tundra da hinten in den neuen Ländern. Die einen schwadronieren aufgeweckt über Modernisierung und besuchen Managerseminare – und bleiben doch immer auf der Verliererseite. Die anderen schrauben an ihrer alten Karosse rum – und bleiben schon im nächsten Graben liegen. Italien? Vergiß' es, Alter! Aber wenn Brunos Karre dann mal richtig läuft, dann läuft auch gute Musik, und zwar die von dem famosen Folk-Noir-Ensemble Swell. Was wahrscheinlich daran liegt, daß Kurt Ralske (ehemals Ultra Vivid Scene) für den Soundtrack zu dem Film Not A Love Song verantwortlich zeichnet, den sein Bruder Jan in ganz unaufgeregtem Schwarz-weiß in Szene gesetzt hat. Ein Road-movie ist das, in dem Autos und Züge irgendwie immer eine Rolle spielen, in dem sich dann aber doch niemand wirklich vom Fleck bewegt. Eine Komödie über Loser, in dem die Loser nicht so schlecht aussehen, weil sie von Anna Thalbach und der neuen Berliner Underground-Entdeckung Lars Rudolph (Foto) gespielt werden. Letzterer besitzt definitiv, was man eine Charakterfresse nennt. Und schweigend kommt die noch besser als sprechend.

Christian Buß

1. Mai, 21.15 Uhr; 3. Mai, 21.15 Uhr; 5. Mai, 19 Uhr; 7. Mai, 17 Uhr; Metropolis