Toben statt schlagen

■ Die Grundschule an der Paul-Singer-Straße wurde neu gestaltet / Ziel des Umbaus: Gewaltprävention

Die Grundschule an der Paul- Singer-Straße sieht aus wie viele andere Gebäude der späten 50er und frühen 60er Jahre. Viel grauer Beton. Nicht gerade einladend. Zumal im Inneren des Gebäudes knapp vierzig Jahre lang Kinderhände und -füße deutliche Spuren hinterlassen haben. Diesen Eindruck wollten Lehrer, Schüler und Eltern ändern. Und zwar in einer Projektwoche unter dem Motto „Wir gestalten unsere Schule – Wir schaffen Spielräume“. Die fand in dieser Woche in der Schule in der Neuen Vahr statt, an der knapp 400 SchülerInnen, unter ihnen viele AussiedlerInnen und AusländerInnen, unterrichtet werden.

Anlaß zu der Umgestaltung von Klassenräumen und Pausenhof war eine schulinterne Diskussion, wie Gewaltprävention möglich und was von Seiten der Schule da überhaupt machbar sei. Die konstruktive Bündelung von Emotionen stand im Vordergrund. „Die Kinder brauchen Flächen, auf denen sie sich austoben können“, sagt die Schulleiterin Frauke Schmitt, „aber genauso brauchen sie auch Ruhezonen, in denen sie ungestört machen können, was sie wollen.“Durch Aktionen wie die Projektwoche sollen langfristig auch die Beschädigungen an den Schuleinrichtungen zurückgehen, „weil die Kinder mit Sachen, an denen sie mitgearbeitet haben, ganz anders umgehen. Auch wenn sie nicht mehr diese Schule besuchen.“

Um das zu realisieren, packten alle mit an – nicht nur LehrerInnen und SchülerInnen, sondern auch viele Eltern und Großeltern. Dank dieser ehrenamtlichen Hilfe fehlte es nur noch am Geld für die nötigen Materialien wie Muttererde oder Farben. Den Großteil der Kosten übernahm der Förderfond „Spielräume schaffen“des Kinderhilfswerks, den Rest steuerten die GEWOBA und der Schulverein bei. Montag fiel dann der Startschuß für die Verschönerung.

Überall werkelten kleine und große Gruppen an ihren Projekten. Eine Gruppe bearbeitete mit Hammer und Meißel einen Baumstumpf, woraus ein Totempfahl entstand. Gleich nebenan hoben Kids eine große Grube aus, die sich im Laufe der Woche in eine Sitzmulde verwandelte. Die Kinder waren trotz des schlechten Wetters begeistert dabei. Mit den Ästen wurden verschiedene Totholzecken eingerichtet, damit Tiere darin Nistplätze finden können. Auch am Schulgarten wurde gearbeitet. Ein Grill ist entstanden. Blumen und Sträucher wurden gepflanzt, eine Sonnenuhr gebaut.

Aber nicht nur draußen wurde Hand angelegt. Auch die Klassenräume wurden verändert. Die Stühle bekamen einen frischen Anstrich in hellen Farben, Tische wurden abgeschliffen, Podeste für das Theaterspielen angemalt. Eine Klasse weiter wurden Handpuppen aus Pappmaché hergestellt, nebenan haben Kids der zweiten Klasse ihre Schule in ein großes Aquarium verwandelt. Dazu haben sie aus Draht riesige Delphine, Fische und Tintenfische hergestellt, mit Papier beklebt und angemalt. In Zukunft sollen sie von der Decke baumeln und dazu beitragen, daß die Grundschule freundlicher und heller, kurzum kindgerechter wird. kade