■ Vorschlag
: Schottisches zum Mithüpfen: Urusei Yatsura im Knaack-Club

Ein Name, den man seinem Redakteur am Telefon buchstabieren muß und den man leider Gottes nach Absolvierung dieser anstrengenden Tätigkeit auch schon wieder vergessen hat: Urusei Yatsura. So nennt sich eine Band nicht aus Japan, sondern aus dem schottischen Glasgow, wo japanische Comics scheinbar so tiefen Eindruck hinterlassen, daß einer ihrer Helden von ein paar Youngsters als Namensgeber für die ersten musikalischen Gehversuche ausgeguckt wurde. Urusei Yatsura gehören zu den Anführern einer ganzen Reihe von schottischen Bands, wie zum Beispiel Mogwai, Delgados und Arab Strab, die seit einiger Zeit, angefeuert, unterstützt und gefeaturet durch das Label Chemical Underground, das Vereinigte Königreich gehörig aufmischen. Allen gemein ist, nichts mit dem BritPop, wie man ihn auf den Inseln und anderswo zur Genüge kennt, zu tun haben zu wollen. In Glasgow hält man es lieber mit dem Underground amerikanischer Prägung: Von den Pixies über Codeine bis zu den späteren Lo-Fi- und Semi-Hi-Fi-Allstars der Labels K oder Matador scheint man wirklich alles gehört und in die eigene Musik verarbeitet zu haben, was in den Staaten Rang und Namen hatte und hat.

Bei Urusei Yatsura mochte man sich zuerst zwar mit überschäumender Begeisterung zurückhalten, da früher Songs wie „Pampered Adolescent“ oder „Bewitched“ (ein Beat-Happening-Cover!) sich 1:1 so anhörten, als wären sie auf Pavement oder Sebadoh-Platten besser aufgehoben – allerdings nicht auf einem Ehrenplatz. Doch wie das oft so ist: Am Anfang orientiert man sich an den Helden, und erst später, wenn die eigenen Gitarren besser erhalten und gespielt, die eigenen Songs besser und flotter geschrieben werden können, kristallisiert sich der eigene Style heraus. So zünden auch Urusei Yatsura auf ihrem mittlerweile zweiten Album ein Feuerwerk an Jubel-Trubel-Heiterkeit- und Mithüpf-Hits, die oft nicht mehr als Spurenelemente der Vorbilder enthalten. Der Sound der Band ist nicht unbedingt eine „goddamn revolution“, wie der NME anläßlich eines Urusei-Yatsura-Konzerts verkündete, aber immerhin einer, der die eigene musikalische Sozialisation mal wieder vergessen läßt, um sich unbeschwert und mit Freude in so ein Indie-Leben stürzen zu können. Wo man aber Urusei Yatsura mittlerweile ohne Versprecher aufsagen kann, heißt die Band auf einen Einspruch japanischer Unternehmer hin nur noch Yatsura. Gerrit Bartels

Sonntag, 3.5., 21 Uhr, im Knaack-Club, Greifswalder Str. 224