Auch die Reps wittern jetzt Morgenluft

DVU-Chef Frey will den ehemaligen Rep-Vorsitzenden Schönhuber ködern – ungeachtet dessen setzen Reps bei den Landtagswahlen in Bayern auf einen „Dammbruch“ und lehnen Gespräche mit DVU ab  ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler

Hektische Aktivitäten hinter den Kulissen hat der Erfolg der Deutschen Volksunion (DVU) in Sachsen-Anhalt innerhalb des rechtsextremen Parteienspektrums ausgelöst. Die DVU will den „Triumph von Sachsen-Anhalt ausbauen“ und dafür den ehemaligen Chef der „Republikaner“ (Rep), Franz Schönhuber, als Spitzenkandidaten gewinnen. Während der bestätigt, wieder aktiv werden zu wollen, weist die Rep- Spitze alle Gesprächsangebote von DVU-Chef Gerhard Frey über eine Kooperation weit von sich.

„Wir sind nicht käuflich“, betonen unisono der Rep-Bundesvorsitzende Rolf Schlierer und der bayerische Landeschef Johann Gärtner, dem auch von einem Gesprächsangebot seitens Frey „nichts bekannt“ ist. Die Millionen des Münchner Verlegers könnten beide für ihre Parteiarbeit zwar ganz gut gebrauchen, doch ein derartiges Zusammengehen würde, so Schlierer, „das vorprogrammierte Scheitern“ bedeuten und damit „jeden künftigen ernstzunehmenden Ansatz einer patriotischen Politik von vornherein diskreditieren“. Mit „Gespensterparteien mit Millionenetats“ gebe es „keine Zusammenarbeit“. Schlierers einstiger Ziehvater und Vorgänger als Rep-Bundesvorsitzender, Franz Schönhuber, wirft dem Stuttgarter Rechtsanwalt ob solcher Äußerungen „politische Dummheit und menschliche Niedertracht“ vor. „Der Rep-Kurs der Anbiederung an die Etablierten ist endgültig gescheitert“, schrieb der 75jährige in der jüngsten Ausgabe von Freys Deutscher Nationalzeitung. Ab jetzt gelte es, „alle patriotischen Kräfte zu bündeln und zusammenzuführen“. Dabei, so bestätigte Schönhuber gegenüber dpa, stehe er in Verhandlungen mit Gerhard Frey. Schönhuber will in den nächsten Tagen entscheiden, ob er als Unabhängiger auf einer DVU-Liste kandidieren werde. Sein Ziel sei es, die absolute Mehrheit der CSU in Bayern zu brechen und die rechten Bewegungen in Europa enger zusammenzuführen.

Schönhuber, der in seiner Zeit als Rep-Bundesvorsitzender keine Gelegenheit ausgelassen hatte, die DVU als „Phantompartei“ und DVU-Chef Frey als geldgierigen „Devotionalienhändler“ zu brandmarken, hat seit seinen ersten Gesprächen mit Frey im August 1994 den Kontakt zum DVU-Chef aufrechterhalten. Bei dieser Gesprächsrunde, die der jetzige Rep- Chef Schlierer mit Erfolg zum innerparteilichen Putsch gegen Schönhuber genutzt hatte, hatten Frey und Schönhuber die Bildung einer gemeinsamen „rechten Abwehrkraft“ gegen eine vermeintliche „linke Volksfront“ vereinbart.

Daraufhin sah sich Schönhuber innerhalb seiner Partei dem Vorwurf ausgesetzt, er mache gemeinsame Sache mit Extremisten, und warf im Dezember 1994 beim Bundesparteitag in Sindelfingen mit Tränen in den Augen das Handtuch. Seitdem verdingt er sich als Kolumnist im rechtsextremen Strategieorgan Nation+Europa und mahnt an „Runden Tischen“ eine Einigung der zersplitterten deutschen Rechten an.

„Das ist doch alles Theaterdonner, um mal wieder in die Medien zu kommen“, kommentiert der bayerische Rep-Vorsitzende Gärtner gegenüber der taz die politischen Comeback-Pläne Schönhubers. Der schwäbische Holzunternehmer fürchtet die DVU bei den Landtagswahlen in Bayern auch mit einem Spitzenkandidaten Schönhuber nicht als Konkurrenz. Erstmals in ihrer Geschichte sei es den Reps gelungen, „flächendeckend“ Kandidaten zur Bezirks-, Landtags- und Bundestagswahl zu nominieren. Zum ersten Mal habe der Landesverband die Marke von 5.000 zahlenden Mitgliedern übersprungen.

Mit dem Slogan „Frischer Wind in den Landtag“ will Gärtner die fünf Prozent, die den „Republikanern“ bei Umfragen zugebilligt werden, realisieren. Dann sei bei den zwei Wochen später stattfindenden Bundestagswahlen „ein Dammbruch bei den Protestwählern“ zugunsten der Reps zu erwarten. Mit Radio- und Fernsehspots sowie Postwurfsendungen à la DVU wollen die Reps zur „Ausländer- und Währungspolitik massiv Stellung nehmen“.