Ein Ritter und viel Furcht und Tadel

■ NDR-Chef Jobst Plog soll arte-Präsident werden. Gibt's darob wieder Krach mit dem ZDF?

Unlängst war auch Jobst Plog einmal richtig stolz auf einen Titel. Der NDR-Intendant, der intern zu ätzenden Sprüchen über seine Kollegen neigt, die sich an allerlei Instituten die obligatorischen Professorentitel zusammensammeln, ließ seine Pressestelle sogleich eine längliche Mitteilung verfertigen, nachdem er Ende April von Frankreichs Präsident Jacques Chirac zurückkam. Der hatte Plog zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt. Und ein echter Ritter, dachte sich Plog wohl, ist schon etwas anderes als eine Professur an der Hamburger Musikhochschule, wo gleich mehrere deutsche Intendanten auf ein und demselben Lehrstuhl sitzen.

Nun könnte Plog bald öfter nach Frankreich fahren. Denn er will Präsident des Kultursenders arte werden, für dessen „Etablierung und Festigung“ er sich laut NDR-Pressestelle ohnehin schon „unermüdlich“ einsetzt. Wie die taz aus mehreren ARD-Quellen erfuhr, machten die ARD-Intendanten Plog letzte Woche in Hamburg zum ARD-Kandidaten für den Job. Plog ist bereits Vorsitzender der arte-Mitgliederversammlung, in die ARD, ZDF und die französischen Partner Vertreter entsenden und die den Nachfolger des Franzosen Jerôme Clément wählen muß. Als ausgemacht gilt, daß es ein Deutscher sein soll. Nur ob er von der ARD oder vom ZDF kommen soll, an dieser Frage zelebrierten die beiden ihre neu aufgebrandete Feindschaft.

Bislang gibt man sich in der ARD offiziell allerdings bedeckt. ARD-Sprecherin Susann E. Knoll wollte nur bestätigen, daß die Intendanten sich in Hamburg „über das Thema arte unterhalten haben“. Es werde einen ARD-Kandidaten geben, versicherte sie. Doch bevor nicht ARD-Chef Udo Reiter mit ZDF-Chef Dieter Stolte geredet habe, um sich auf einen Mann zu einigen, „werden wir nicht öffentlich über das Thema räsonieren“, sagte Knoll.

Die Zugeknöpftheit hat ihren Grund. Bislang fühlte sich Stolte von der ARD nämlich in Sachen arte nicht eben ritterlich behandelt. „In höchstem Maße unkollegial“, prustete der Professor ehrenhalber schon im Herbst, als die ARD ORB-Chef Hansjürgen Rosenbauer präsentiert hatte. Die ARD mache da „den Versuch, ein Fait accompli zu schaffen“. Diesmal sagt ZDF-Sprecher Walter Kehr nur dünnlippig, die ARD habe Mainz noch nicht über ihren Beschluß informiert.

Doch auch in der ARD wurde munter gezofft: Nachdem Rosenbauers Antritt verfrüht bekanntgeworden war – angeblich durch den Vorsitzenden Reiter selbst, wie in der ARD geklatscht wird –, zog der Honorarprofessor sich beleidigt zurück und erzürnte damit wiederum Plog, wie es heißt. Nun steigt der NDR-Chef selbst in den Ring mit Stolte, der gern seinen Ex-Auslandschef Gottfried Langenstein in Straßburg plazieren würde. Der würde, anders als Plog, den Job hauptamtlich machen.

Ach ja, der Sender. Obwohl der bei dem Postenschacher kaum eine Rolle spielt. Arte kriegt bald ein neues Programmschema, damit der Sender mehr deutsche Zuschauer bekommt. löw/lm