US-Eliteuni plant Ableger in Bremen

■ Die Rice University und die Hansestadt wollen private internationale Hochschule errichten

Bremen (taz) – Die renommierte Rice University aus Houston hat Bremen als europäischen Brückenkopf ausgeguckt. Gemeinsam mit dem Senat und der Universität Bremen planen die Texaner auf einem alten Kasernengelände im Norden der Hansestadt eine private internationale Universität für 1.200 StudentInnen. Eine Grundsatzvereinbarung haben die SenatorInnen Bringfriede Kahrs (Wissenschaft) und Josef Hattig (Wirtschaft) sowie Rice-Präsident Malcolm Gilles bereits unterzeichnet. Nun waren zwei texanische Emissäre in Deutschland, um das akademische und finanzielle Konzept zu beraten.

Der Mathematiker Raymond Wells, ehemaliger Gastprofessor an der Uni Bremen, spricht von einer „goldenen Gelegenheit“ für beide Partner. Auch Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) findet die Idee gut. Die Bremer „Ergänzung des Bildungsangebotes“ liege auf einer Linie mit der Reform des Hochschulrahmengesetzes, sagte er.

Der Zeitplan ist eng: Im September soll das Gründungskuratorium benannt, im Juni 1999 der erste Uni-Präsident berufen werden. Der Lehrbetrieb könnte im Jahr 2000 starten. Die Hansestadt stellt das Gelände zur Verfügung, das die Bundeswehr bis 1999 nutzt. Der Betrieb der Hochschule soll aus Studiengebühren, Forschungs- Drittmitteln und dem Ertrag aus einer Stiftung finanziert werden.

Die Rice University gilt wegen guter Kontakte zur texanischen Öl-Industrie als wohlhabend. Für ihren Ableger will sie einen eigenen Spendenfonds auflegen. Auch aus der Bremer Kaufmannschaft verlautet Bereitschaft, sich finanziell zu beteiligen. „Wir brauchen Studenten, die internationale Erfahrungen haben“, begründet Wells das Interesse der Rice University, bei der der ehemalige US- Außenminister James Baker im Aufsichtsrat sitzt. Bremens SPD- geführte Wissenschaftsbehörde hat ein breit angelegtes Stipendienprogramm angekündigt. Dazu paßt die Philosophie der Rice University: StudentInnen würden in Texas nach Leistungen aufgenommen, versichert Professor Wells. Wer 14.000 Dollar jährliche Studiengebühren nicht zahlen könne, erhalte finanzielle Hilfe.

Rice Europa soll eine Campus- Universität nach amerikanischem Vorbild werden. Erste Überlegungen sehen wie in amerikanischen Colleges eine Art general education in geistes-, natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern vor, die mit dem Grad eines bachelor abgeschlossen wird. Im Hauptstudium liegt der Schwerpunkt auf ingenieurwissenschaftlich-mathematischen Fächern. 20 Prozent der Studis sollen Gasthörer von Rice Texas sein. Der Rest der Studienplätze geht an InteressentInnen aus Deutschland und anderen Ländern. Joachim Fahrun