Guerillero durchsucht

■ Wurde die Besetzung der japanischen Botschaft in Lima von Hamburg aus geplant?

Hamburg (taz) – Die Besetzung der japanischen Botschafterresidenz in Lima durch die Túpac- Amaru-Guerilla, die vor einem Jahr mit der Erstürmung durch die peruanische Armee endete, soll von Hamburg aus vorbereitet worden sein. Die Bundesanwaltschaft hat deswegen gestern die Wohnung des Europasprechers der Revolutionären Bewegung Túpac Amaru (MRTA) durchsucht. Isaac Velazco wird Geiselnahme und erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. Er wurde nicht festgenommen.

Die MRTA hatte bereits 1996 in der Residenz Gäste eines Empfanges als Geiseln genommen. MRTA-Sprecher Velazco hatte die deutsche Öffentlichkeit über die politischen Hintergründe informiert. Gestern begab sich die Bundesanwaltschaft (BAW) auf die Suche nach belastendem Material. „Velazco war Sprachrohr der MRTA während der Besetzung“, begründete BAW-Sprecherin Eva Schübel die Ermittlungen.

Nach eigenen Angaben habe Velazco direkten Kontakt zu den Geiselnehmern gehalten. Zudem habe er öffentlich angekündigt, daß die Botschaftsgäste im Fall einer Erstürmung erschossen würden. Der Europasprecher habe dadurch „Druck auf die peruanische Regierung“ ausgeübt, sagte Schübel. Velazcos Anwalt Hartmut Jacobi vermutet, daß „die peruanische Regierung die deutschen Behörden veranlaßt habe, gegen Velazco vorzugehen“.

Daß das Bonner Auswärtige Amt guten Kontakt zu den Machthabern in Lima hält, wurde vergangenen Herbst offensichtlich. Da verhängte die Hamburger Innenbehörde auf Bonner Anregung hin ein politisches Betätigungsverbot über Velazco. Ihm wurde jede Äußerung untersagt, die „im Zusammenhang mit der MRTA die Anwendung von Gewalt befürwortet, rechtfertigt oder ankündigt“. Die Innenbehörde hatte gegenüber der taz eingeräumt, durch Velazco seien die außenpolitischen Interessen der Bundesrepublik „erheblich gefährdet“. Elke Spanner