„Ah, sie landen!“

■ Uraufführung von Asylanten der Hamburger Autorin Susanne Amatosero im Malersaal

Mit den Worten „Take it easy“ kann man jedes menschliche Drama implodieren lassen. Und es sind genau die Worte, die man in einem Stück, das den Titel Asylanten trägt, am wenigsten erwartet. „Ich finde es schön, daß ein Stück zu einem so heiklen Thema mit soviel Fröhlichkeit aufgeführt werden kann“, wundert sich Kazuko Watanabe, die Regisseurin, Bühnenbildnerin und Ausstatterin der Uraufführung im Malersaal, selbst über ihre Produktion. Doch die Autorin Susanne Amatosero rollt die Problematik von einer anderen Seite auf. „Ich habe kleine Geschichten gesammelt und mich mit den interkulturellen Mißverständnissen beschäftigt, die mich einfach fortgetragen haben.“

Im Grunde treten nur der Chor der Eingeborenen und der Chor der Asylanten auf. Die einen wollen ihr Revier verteidigen, die anderen wollen in es eindringen. Wobei Chor durchaus wörtlich gemeint ist: Die Hamburgerin, die bislang hauptsächlich Hörspiele geschrieben hat, benutzt eine sehr musikalische Sprache und gab ihr einen eigenen Rhythmus. Die Worte entwickeln sich von selbst. Aus der Verzweiflung, die in dem Aufschrei „Asylanten“ steckt, wird durch Wiederholung ein euphorisches „Ah, sie landen!“ Die Bedeutungen kippen in ihr Gegenteil. Tatsächlich bestätigt Amatosero den Eindruck eines Librettos: „Das Stück geht ein bißchen in Richtung Oper.“ Sofort aber unterdrückt sie die verfälschenden Assoziationen, die sich daraus ergeben könnten: „Wir arbeiten auf der Bühne eher mit afro-jazzigen Kompositionen, die auch Improvisationen zulassen.“

Ensemble-Mitglieder des Schauspielhauses spielen die Eingeborenen, die Asylanten werden von afrikanischen Darstellern gespielt. Sie sind die Individuen aus Ghana, Nigeria oder Südafrika und nicht die karteinummerierten Einwanderer, während die Eingeborenen die Namen „Eins“ bis „Vier“ tragen. „Dabei müssen sie nicht unbedingt Deutsche sein“, so Amatosero, „das Stück könnte überall spielen.“ Unterstrichen wird dieser Eindruck dadurch, daß in dem Stück fast nur englisch gesprochen wird, denn „dadurch bekommen die deutschen Ausdrücke eine viel größere Bedeutung“. Und Asylanten einen größeren Bezug zur Realität.

Eberhard Spohd