„Sprecher des peruanischen Volkes“

Nach der Hausdurchsuchung: Isaac Velazco weist alle Vorwürfe zurück  ■ Von Elke Spanner

Zum ersten Mal grinst Isaac Velazco an diesem Morgen, als ihm der Verdacht der Bundesanwaltschaft (BAW) vorgehalten wird, daß er die Besetzung der japanischen Residenz in Lima 1996/97 von Hamburg aus vorbereitet und gesteuert haben soll. Doch schnell wieder weicht das Lächeln dem ihm eigenen nachdenklichen Ausdruck. „Ich habe keinerlei Entscheidungsmöglichkeit über das, was in Peru passiert“, stellt er dann klar. Damit weist der „Repräsentant im Ausland“ der „Revolutionären Bewegung Tupac Amaru (MRTA)“, wie er sich selbst bezeichnet, den Vorwurf zurück, er sei zusammen mit den Rebellen in Lima der Geiselnahme schuldig. Deswegen hatte die BAW am Dienstag die Wohnung Velazcos in Hamburg durchsuchen lassen und reichlich Material beschlagnahmt (taz berichtete gestern).

Seit vier Jahren lebt Velazco mit seiner Frau in Hamburg. Sie sind als politisch Verfolgte anerkannt und haben Asyl. Während der viermonatigen Botschaftsbesetzung, die mit der Erstürmung durch die peruanische Armee und dem Tod sämtlicher Guerilleros endete, hatte Velazco in Hamburg über die MRTA und deren Ziele informiert.

Gestern beschrieb er seine Rolle innerhalb der Organisation: „Ich tue nichts anderes, als über die Menschenrechtsverletzungen in Peru zu berichten.“ Dazu fühle er sich „moralisch verpflichtet“, denn er verstehe sich als „Sprecher des peruanischen Volkes“. Mit den nun laufenden Ermittlungen, so seine Überzeugung, solle diese Stimme zum Schweigen gebracht werden.

Velazco sieht sich als Opfer eines „politischen Komplotts“: Erst sei ihm im Herbst von der Hamburger Innenbehörde die politische Betätigung partiell untersagt worden. Dann habe die Schweiz ihm die Einreise verboten, und nun ermittle die Bundesanwaltschaft wegen dieses „absurden Vorwurfes“.

Auch Heinz-Jürgen Schneider, der Anwalt von Velazcos Frau, wertet die Durchsuchung eher als politische Angelegenheit. Zwischen Hamburg und Lima lägen „zwei Kontinente und mehrere tausend Kilometer“, so daß der Vorwurf, Velazco habe die Besetzung mit vorbereitet, auf „juristisch sehr dünner Grundlage“ basiere. Es sei bekannt, daß die peruanische Regierung auf politischer und diplomatischer Ebene die Öffentlichkeitsarbeit Velazcos während der Besetzung kritisiert habe. Das politische Betätigungsverbot sei „wohl nicht ausreichend genug. Deshalb soll nun noch ein Strafverfahren folgen.“

Schneider hofft, durch die Akteneinsicht Hinweise darauf zu erhalten, ob die deutschen Behörden Ermittlungsmaterial von der peruanischen Regierung und deren Geheimdiensten erhalten haben. „Das wäre ein Skandal“.