Hippokratischer Eid für E-GitarristInnen

■ Vorschau: The woman in (E)Motion, Ellen McIlwaine, kommt wieder nach Bremen

Ein Auftritt fiel beim „Women in (E)Motion“-Festival des letzten Jahres deutlich aus dem Rahmen. Alle Klischees von „femininer Musik“ blies Ellen McIlwaine mit einer extrem macho-klingenden E-Gitarre von der Bühne. In Cowboystiefeln, mit Ring in der Nase und Kaugummi im Mund überzeugte sie durch eine virtuose Technik auf der Slide-Guitar. Mit einer Prise Reggae, ein wenig Jimi Hendrix und einem Song von Johnny Lee Hooker zeigte sie eindrucksvoll die Bandbreite ihrer Musik. Und eines ihrer Lieder widmete sie der Lederunterwäsche von Snake Plissken, dem Helden des Actionfilms „Die Klapperschlange“.

Da drängt es sich förmlich auf, nach dem zu fragen, was sie „das Heilige“ in ihrer Musik nennt: „Ich glaube nicht, daß das, was ich spiele, in irgendeiner Weise unreine Musik ist! Ein bekannter Dirigent hat einmal gesagt, jeder wahre Musiker leistet eine Art von hippokratischem Eid darauf, daß er die Musik auf der höchstmöglichen Ebene erhält, sie so gut spielt, wie er nur kann, und ihre spirituelle Seite fördert. Genauso fühle ich auch!“

Vor einigen Wochen ist auf dem Bremer Label „Tradition und Moderne“ eine CD mit dem im „Moments“ aufgenommenen Auftritt von Ellen McIlwaine erschienen. Sie selbst hat sie erst hier vor einem ihrer Auftritte in einem Club zum ersten Mal gehört und ist offensichtlich sehr angetan davon: „Wie auf allen Live-Alben gibt es ein paar Patzer, aber seit vielen Jahren ist dies endlich wieder eine Platte, die nach mir klingt. Die letzte Studioproduktion war extrem überproduziert, und der Produzent wollte Ellen McIlwaine neu erschaffen, statt nur meine Musik adäquat aufzunehmen.“

In Japan in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem viel klassische und europäische Volksmusik gespielt wurde, hatte McIlwaine viele musikalische Einflüsse, bis sie mit 17 Jahren nach Altanta zog, und gänzlich dem Rhythm'n'Blues verfiel. Und dies merkt man ihrer Musik deutlich an, wenn sie etwa „middle-eastern stuff in blues-format“ spielt.

Aber kann sie genau den Finger auf die Noten legen, die in ihrem Bluesrock japanisch sind? „Ich spiele am liebsten auf einer bundlosen Gitarre, weil ich so asiatische Tonfolgen in meine Soli einfließen lassen kann, und bei meinem Scatgesang benutze ich japanische Silben, weil ich darin viel wendiger improvisieren kann.“

Mit „Women in (E)Motion“ assoziert man nicht unbedingt eine laute E-Gitarre. Wie weiblich ist eigentlich ihre Musik? „Ich spiele auch nicht anders als die Männer. Da ist natürlich meine Stimme, und in den Texten ist mein Blickpunkt ein anderer, aber bei der Gitarre sehe ich keinen Unterschied. Mein Lieblingskompliment hat jemand in den 70ern gemacht, der eine meiner Platten hörte und sagte: Gute Sängerin, aber wer ist denn dieser Gitarrist?“ Wilfried Hippen

Ellen McIlwaine tritt mit ihrem Trio am Freitag um 20 Uhr im Moments auf