What's hot, what's not
: Leo-Brushings, Leo-Bashing

■ Leonardo Wilhelm DiCaprio: Geschmack in und um Hollywood

Ein uns persönlich bekannter, begabter und deswegen natürlich aufstrebender Regisseur hält Leonardo Wilhelm DiCaprio für einen sehr guten Schauspieler. DiCaprios Pech wäre es nur, daß er so „ausgesprochen gut“ aussehe, weswegen kein Mensch glaube, er sei auch ein guter Schauspieler. Davon abgesehen, daß „gut aussehen“ eine Definition darstellt, die so dehnbar ist wie die Muskulatur des menschlichen Magens zu Weihnachten, kann unsereins auch nichts für das Pech anderer Leute. Aparte Menschen mögen keine „ausgesprochen gut aussehenden“ Menschen. Sie mögen Rache. Rache ist das Ins-Verhältnis- Bringen ungleicher Kräfte.

Leonardo heißt Leonardo, angeblich weil seine deutsche Mutter im Zustand fortgeschrittener Schwangerschaft die Uffizien von Florenz aufsuchte und das wachsende Unheil in ihrem Leibe ihr beim Betrachten eines da Vinci gegen die Bauchdecke trat. Ganz zu schweigen davon, daß solche Skinhead-Manieren nicht angebracht sind, schon gar nicht bei der eigenen Mutter, lastet die Verpflichtung dem großen Namensvetter gegenüber inzwischen so schwer auf Leonardo jun., daß er die Schauspielerei aufgeben wird, um sich in Paris dem Studium der Malerei zu widmen. Die Bedeutung von Leos zweitem Vornamen Wilhelm können wir – Kaisers Geburtstag! – nur ahnen. Das mit dem Malstudium eben war, leider, eine Falschmeldung.

Keine Ente ist, daß Leonardo DiCaprio in seiner Jugend auch Leonardo Retardo genannt wurde, weil er die Schuljahre mit dumpfem Breakdancing verplemperte und den Abschluß nur durch Betrügereien schaffte. Nun, Leo ist jung geblieben. Der Vater der „Hollywood Madam“ Heidi Fleiss war Leos Kinderarzt, was heute noch Auswirkungen auf die sexuelle Beziehungsfähigkeit des Mimen zeitigen dürfte. Mit vierzehn drehte Leonardo Retardo Werbespots für Matchbox-Autos. Sein erster Spielfilm war „Critters 3“, woran er jedoch nicht erinnert werden möchte. (Wir werden den Film auftreiben!) Als erstes Auto seines Lebens kaufte Leo sich einen Jeep Grand Cherokee, wie es nur Angeber tun; jetzt fährt er einen Chevy Tahoe. Nun, unsereins weilte vor drei Jahren am Lake Tahoe und muß zugestehen, daß es sich um eine passable Gegend handelt – die Hotelzimmer haben Fön.

Um das Malerei-Motiv noch einmal aufzugreifen: DiCaprios Hobby sei es, durch die Galerien SoHos (des New Yorker SoHo natürlich; von dem anderen Soho weiß er ob seiner mangelnden Schulbildung ja gar nicht, daß es existiert) zu ziehen und Bilder aufzukaufen. – Kunstredakteur Fricke, übernehmen Sie! – Zum Kunst-Investment wollen ihm Madonna und Jack Nicholson geraten haben. Phänomenologisch erscheint DiCaprio besonders interessant, wirkt er auf unsereins doch immer wie Knabe unter 1,65m Körpergröße – dabei reckt er mit angeblichen 1,83m seine Kasper-Nase ganz schön in den Himmel. Diese imaginative Verschiebung von Realitäten im Auge des Betrachters entspricht der Variation von offiziellen Realitäten durch das Hollywood-Business. Ein schönes Beispiel für Parallelwelten! Dieselben existieren ja eher nebeneinander! Bloß gut – stellen Sie sich vor, Sie müßten Leo beim Bäcker begegnen!

Als Leo-Pleo-Geo zehn Jahre alt war, arbeitete er mit einem Agenten, der ihm riet, er solle sich besser Lenny Williams nennen, und er habe außerdem den falschen Haarschnitt. Leider hat Leo nicht auf den Agenten gehört. Sein Haar ist gefärbt. Leos erste Verliebtheit scheiterte daran, daß er zum Date einen hellblauen Rollkragenpullover trug – er sah seine Schulkameradin Cessi nie wieder. Heute kauft DiCaprio Prada, Mossino und Doc Martens; auch in Geschmacksfragen hat er sich nicht höherentwickelt. Unsere einzige Hoffnung liegt darin, daß er eines Tages doch schwul ist. Wollen Sie Leo bis dahin wirklich weiter auf den Titelseiten, entsetzt sich Anke Westphal