AKWs kein Thema

■ Strahlenschutzbericht warnt vor Sonnenbaden und spart andere Schäden aus

Berlin (taz) – „Es besteht international kein Zweifel, daß die Zunahme von Hautkrebserkrankungen auf intensives Sonnenbaden zurückzuführen ist.“ So eröffnete die Strahlenschutzkommission (SSK) gemeinsam mit Bundesumeltministerin Angela Merkel (CDU) die gestrige Vorstellung ihres Jahresberichts in Bonn. Glücklicher als Sonnenanbeter dürften dagegen Millionen Handybesitzer sein: Mobilfunknutzung sei gesundheitlich völlig unbedenklich.

Die Forschungsergebnisse der Kommission sind allerdings umstritten. So erklärte Kommissionsmitglied Rolf Glaser gegenüber der taz, daß die jährlichen SSK- Empfehlungen auf Komprommisse zwischen den sechzehn Mitgliedern, Forderungen der Industrie, des Umweltministeriums und des Bundesamtes für Strahlenschutz zurückzuführen seien. „Empfohlene Grenzwerte sind immer relativ zu sehen. Wenn etwa durch weniger Elektrosmog nur 29

statt 31 Personen von 100.000 statistisch an Leukämie erkranken würden, aber dafür ein viel größerer Aufwand betrieben werden muß, dann müssen die Politik und die Ökonomie entscheiden“, so Glaser.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1974 kommt die Kommission häufig zu gegensätzlichen Ergebnissen. Bei der „Beseitigung von radioaktiven Reststoffen“ und der „schadlosen Wiederverwertung und -verwendung von schwachradioaktivem Stahl und Eisen aus Kernkraftwerken“ ging die Kommission 1986 noch von Strahlenschutzproblemen aus, „die sowohl den Schutz der Bevölkerung allgemein als auch des am Abriß beteiligten Personals betreffen“. Heute sieht sie das anders: Voraussetzung sei jetzt nur noch, daß bei der „Rezyklierung die vorhandene Radioaktivität geringfügig ist und das in der Empfehlung dargestellte Freigabeverfahren eingehalten wird“. Peter Sennekamp