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Auch deutsche Atomtransporte strahlen

■ Umweltministerin Merkel wurde bereits vor einer Woche von französischer Nuklearsicherheitsbehörde informiert. Kontaminiertes Kühlwasser muß beim Beladen in Atomkraftwerken auf die Außenhaut der Behält

Berlin/Bonn (taz/AFP/dpa) – Einige der strahlenden Atommülltransporte, die in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague geliefert wurden (taz vom 7.5.98), stammen aus Deutschland. Bundesumweltministerin Angela Merkel räumte gestern ein, daß – von 55 deutschen Atomfrachten nach La Hague im letzten Jahr – bei 11 Waggons und 2 Castor-Behältern erhöhte Werte aufgetreten seien. Sie sei bereits vergangene Woche von der französischen Nuklearsicherheitsbehörde DSIN informiert worden.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums in Bonn betrug die Strahlung an einem Behälter 14,8 Becquerel pro Quadratzentimeter, bei einem anderen sogar 22 Becquerel. Der zulässige Grenzwert liegt bei 4 Becquerel pro Quadratzentimeter.

Die Kontamination sei nicht durch undichte Stellen an den Behältern, sondern eher durch Unreinheiten beim Beladen entstanden. So sei vielleicht nach dem Beladen der Behälter unter Wasser ein Rest kontaminierten Wassers hängen geblieben.

Für den Abtransport der abgebrannten Brennelemente aus den deutschen Atomkraftwerken ist die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) zuständig. Transportbehälter, die die abgebrannten Brennstäbe aufnehmen sollen, erhielten im Kraftwerk zunächst ein „Kontaminationsschutzhemd“ aus Kunststoff oder Metall, erläutert Dieter Althoff von der GNS den Beladevorgang.

Nur der Kopfbereich des Behälters liege frei, damit durch die Ladeluke die Brennelemente eingeführt werden können. Zwischen Behälter und Schutzhemd bleibt ein Spalt, in den entsalztes Wasser gefüllt wird. Dann wird der Behälter in das Wasserbecken, in dem die Brennelemente abkühlen, gelassen, bis nur noch die Ladeluke zugänglich ist.

Zwar soll der Behälter mit dem Kühlwasser nicht in Berührung kommen, doch hundertprozentig dicht ist das Schutzhemd nicht. Um zu verhindern, daß das entsalzte Wasser und das kontaminierte Kühlwasser sich mischen, wird ständig Frischwasser in das Schutzhemd nachgefüllt: Der Überdruck soll dafür sorgen, daß das Wasser nur aus dem Schutzhemd heraus-, nicht aber hineinströmen kann, während die Brennelemente in den Container eingelassen werden. Genau dies aber scheint die Schwachstelle des Verfahrens zu sein. Offensichtlich kann so doch kontaminiertes Wasser auf die Außenhaut des Behälters gelangen.

Ein Sprecher des Umweltministeriums kündigte gestern an, der Sache werde „pingelig genau“ nachgegangen. Das Eisenbahn- Bundesamt sei mit der Untersuchung beauftragt worden. dapo

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