Zwei Firmen mit langer Geschichte

■ Bei den Löhnen liegen Chrysler und Daimler nicht weit auseinander

Berlin (taz) – Eigentlich setzen Daimler-Benz und Chrysler mit der jüngsten Fusion nur eine Tradition fort. Sie entstanden aus einer langen Reihen von Zusammenschlüssen und Firmenkäufen – angefangen mit der Verbindung von Benz und Daimler im Jahr 1926. Auch im Lastwagengeschäft ist die Mercedes AG nicht nur mit eigenen Entwicklungen zum Weltführer bei schweren Lkw geworden, sondern kaufte den US-Riesen Freightliner.

Walter Chrysler stieg 1920 bei der annähernd bankrotten Maxwell Motor Car Corporation ein, sanierte sie und benannte sie 1925 nach seinem eigenen Namen. Einen Gewinnschub brachte auch der Zweite Weltkrieg, als 18.000 bei Chrysler gefertigte Sherman- M 4-Panzer der U.S. Army die ebenfalls gut am Geschäft beteiligten Mercedes-Lkw der anderen Seite überrollten. 1980 stand Chrysler dann wieder vor dem Konkurs, doch die US-Regierung unter Präsident Jimmy Carter konnte mit einer Milliardenbürgschaft das Ende verhindern. Harte Sanierungsmaßnahmen, Lohnverzicht der Belegschaft und erfolgreiche Modelle brachten Chrysler bis zu einem Gewinn vor Steuern von acht Milliarden Mark 1997.

Derzeit muß die Belegschaft in Detroit und anderswo nicht mehr darben. Das berüchtigte hire and fire gibt es bei dem US-Autoriesen nicht. Von den 120.000 Beschäftigten Chryslers sind 70.000 in der Gewerkschaft United Automobile Workers (UAW) organisiert. Ein Monteur verdient laut Wall Street Journal im Schnitt 20,31 Dollar in der Stunde. Ein Daimler-Arbeiter streicht dagegen rund 18 Dollar ein. Die Arbeitszeiten in Detroit sind allerdings länger als in Deutschland: Durchschnittlich werden 50,5 Stunden in der Woche gearbeitet, deutlich über der 35-Stunden-Woche in Stuttgart.

Beim Urlaub sieht die Sache dann wieder anders aus. Mit sechs Wochen pro Jahr gibt es bei Daimler in Deutschland zwei Wochen mehr als bei Chrysler in den Vereinigten Staaten. Wenn sie können, drücken die Herren bei Mercedes jedoch die Standards: In ihrem neuen Werk im strukturschwachen Alabama stehen den Beschäftigten lediglich zwölf Tage Urlaub zu. rem