■ Mediziner – für die Forschung oft nicht qualifiziert

Das Arbeitsgebiet expandiert rasch, der Konkurrenzdruck ist groß, und nicht selten geht es um viel Geld: So lauten die meistgenannten Gründe dafür, daß ein großer Teil aller bekanntgewordenen wissenschaftlichen Betrügereien aus der biomedizinischen Forschung stammt. Die DFG-Kommission Selbstkontrolle in der Wissenschaft identifizierte aber auch Ursachen in der Struktur der klinischen Forschung selbst und benennt sie mit bemerkenswerter Offenheit. Alles beginnt damit, „daß die Ausbildung der Studierenden im Fach Humanmedizin für sich allein keine geeigneten Grundlagen für eine eigenständige wissenschaftliche Tätigkeit vermittelt“. Viele medizinische Promotionsleistungen seien „Pflichtübungen, die wissenschaftlichen Maßstäben, wie sie in den medizinisch-theoretischen Disziplinen und in den Naturwissenschaften gelten, nicht genügen“. Klinische Forschung ist eben oft Feierabendforschung. Um so mehr aber pocht der etablierte Mediziner auf seine Autorität. Einen „Mangel an Breite der Führungsstruktur der Kliniken“ nennt die DFG das herrschende Feudalsystem persönlicher Abhängigkeiten in vornehmer Umschreibung. Sie konstatiert: „Eine straffe hierarchische Führungsstruktur, wie sie den klinischen Betrieb charakterisiert, ist für die Forschung und hier zu leistende Aufgaben der Anleitung und der Qualitätssicherung nicht notwendig förderlich.“ Ob sie der übrigen ärztlichen Tätigkeit förderlich ist, sei dahingestellt.

Neu sind diese Erkenntnisse nicht. Neu ist, daß die DFG diese Probleme zur Kenntnis nimmt. Irgendwelche Schlußfolgerungen werden daraus jedoch nicht gezogen. wr