Schnitzel oder Tofu

■ Zwei Agenturen aus dem Viertel organisieren Essensgelage für Singles

Bremen ist ein Dorf. Mit ein paar Einwohnern mehr, als für ein Dorf üblich, aber egal. Üblicherweise trifft man in einem Dorf immer die gleichen Menschen. Das ist für alleinstehende Männer und Frauen, gemeinhin „Singles“ genannt, übel. Denn neue Bekanntschaften macht man nur selten, und noch seltener sind diese dann wirklich interessant. Beim Kennenlernen netter Menschen wollen zwei Frauen aus dem Viertel helfen. Beide in Verbindung mit Essen. Aber das sind schon die einzigen Gemeinsamkeiten, die Heidi Allermanns „Menue for fun“ und Gabi Schmidts „Blind date- Menue“ haben.

Gabi Schmidt, die den vegetarischen Partyservice „Die Schmidt“ betreibt, versammelt jeden ersten Samstag im Monat zehn Personen um ihren Küchentisch und serviert ihnen ein selbst zubereitetes Sechs-Gänge-Menü, die passenden Weine inklusive. Zwar strebe sie an, daß Männer und Frauen in gleicher Anzahl an dem Menü teilnehmen. „Aber irgendwie sind die Frauen da offener. Vielleicht haben die Männer Angst, daß sie bei der vegetarischen Küche nicht satt werden.“ Seit eineinhalb Jahren treffen sich Menschen bei ihr, um zu essen, zu reden und exklusive Weine zu schlabbern. Meistens beginnt der Abend um acht Uhr mit einem Glas Prosecco und einer Vorstellungsrunde. „Der letzte Gang geht dann gegen Mitternacht raus.“ Während sie im Hintergrund in der Küche wirbelt, kommen die Gäste miteinander ins Gespräch.

Sind es zu Beginn oberflächliche Themen wie die im Hintergrund dudelnde Musik, käme es zu späteren Zeitpunkt durchaus zu Diskussionen über intimere Themen, sagt Schmidt. Oha! Die beste Erinnerung hat sie an einen Abend, an dem ein Gast erklärt hatte, er sei Mitglied einer Burschenschaft und wolle wissen, was die anderen davon hielten. Eine hitzige Diskussion habe sich daraufhin ergeben, bis sich alle darauf einigten, daß der Abend doch eigentlich sehr schön gewesen sei und nicht so enden sollte. Alle Anwesenden rezitierten daraufhin Gedichte und alles wurde wieder gut. „Blind date-Menue“-Freaks sind meist über dreißig Jahre alt, aber es gab auch schon eine 70jährige Frau, die teilgenommen hat. Der Spaß ist mit 125 Mark zwar nicht billig, aber dafür sind neben dem Essen auch die Weine im Preis inbegriffen.

Für fünf Mark weniger gibt's das „Menue for fun“ von „Special Moments“. Neben der Organisation von besonderen Feiern und ausgefallenen Geschenkideen bietet Heidi Allermann seit einem Jahr diesen Service an, damit unterschiedliche Menschen zusammen essengehen und nebenbei neue Kontakte knüpfen können. Via Fragebögen fragt sie zuvor ab, was man gerne ißt und was für Menschen man gerne kennenlernen möchte. Danach stellt Heidi Allermann die sechs Personen zusammen, die den Abend miteinander verbringen werden: Immer drei Frauen und drei Männer. Treffpunkt ist jedesmal ein anderes Restaurant, mit den Allermann vorher das Menü bespricht. Beim Schlürfen des Empfangscocktails stellt sie die Gäste einander vor und überläßt es ihnen, wie sie den Abend nach dem Essen verbringen wollen. Das Alter pendele zwischen 25 und fünfzig Jahren, sagt Heidi Allermann, „aber auch bei mir melden sich mehr Frauen als Männer. Vielleicht gibt es da einfach eine größere Hemmschwelle.“ Neben dem „Problem“ des Frauenüberschusses haben Gabi Schmidt und Heidi Allermann vor allem eins gemeinsam: Beide sehen sich nicht als Partnervermittlungsagentur, die Menschen miteinander verkuppelt. „Wenn sich zwei Menschen an diesem Abend ineinander verlieben, ist das natürlich schön“, so Heidi Allermann, „aber das ist nicht das Ziel.“ Und ist, soweit beide sich erinnern, auch noch nicht passiert. Ziel sei vielmehr, einen schönen Abend zu verbringen. Was sich darüber hinaus ergebe, bleibe den Menschen selbst überlassen. Auf jeden Fall kennt man nach einem solchen Abend wieder ein paar Menschen mehr im Dorf. Nicht das Schlechteste. Kai Dahme

Infos: „Special Moments“ (71 02 3) und „Die Schmidt“ (74 72 0).