Meister Puppy

■ Auch der hinreißende Bildband des amerikanischen Konzeptkünstlers William Wegman klärt uns an diesem Wochenende über - na, wen schon - auf? Natürlich über Guildo Horn

Was anderswo Superstar heißt, wird bei uns in Deutschland naturgemäß „Meister“ genannt. Damit ist eine gewisse, freilich nur klitzekleine Fallhöhe angedeutet. In Amerika gibt es nun eine Weimaraner Hundedame namens Fay Ray Superstar, während hier in Deutschland der Schlagersänger Guildo Horn haust, unser „Meister“.

Da die Sache mit Herrn Horn heute beim Grand Prix d'Eurovision in Birmingham international wird, möchten wir nicht versäumen, auf die Verbindung von Fay Ray und Guildo hinzuweisen und damit auf die innigste Verbindung von Superstar und Meister. Fay Ray ist nämlich Lotti, die Mutter des gerne schräg genannten Schlagerstars. Dies wurde bei unserer Recherche nach Kinderfotos – schließlich sind Kinder-, gar Babyfotos das absolut ultimative Bildangebot an den Fan – des Meisters offenbar.

Das Foto, das wir Ihnen präsentieren, zeigt unschwer erkennbar den jungen Guildo Horn in einem Orthopädischen Strumpf. Gleichermaßen leicht ist zu erkennen, daß er nichts anderes winselt als „piep, piep, piep, habt mich alle lieb!“ Natürlich ist es nur seinem kindlichen Narzißmus geschuldet, daß er noch nicht vom Ich zum Euch fortgeschritten ist.

Porträtiert wurde Guildo, der kommende Meister aus Deutschland, vom New Yorker Concept- art-Künstler William Wegman, der in den 70er Jahren mit seinen Fotografien des Hundelebens von „Man Ray“ berühmt wurde: „Als ich Man Ray nach Hause gebracht hatte, machte ich als erstes ein Photo von ihm – im Tiefschlaf, auf dem Bett, in der Nähe einer Socke. Zwischen der Socke und Man Ray bestand eine Ähnlichkeit. Man Ray sah aus wie die Socke. Man Ray sah wie vieles aus. Diese Vorstellung nahm immer mehr Gestalt in mir an.“

Und damit eines der einnehmendsten künstlerischen Rollenspiele. Nach Man Ray kamen Fay Ray und ihre Kinder. Darunter Guildo, unverkennbar schon damals mit Glatze und hängenden Schlapphaarenohren. Brigitte Werneburg

William Wegman: „Puppies“. Schirmer/Mosel Verlag, München 1998, 96 Seiten mit 88 Farbabbildungen, 49 DM