Daimler und Chrysler schocken die Japaner

■ Fernöstliche Autokonzerne sehen Fusionsdruck. Gerüchte über weitere Übernahmen

Berlin/Tokio (taz/AP/dpa) – Nach dem Zusammenschluß von Daimler-Benz und Chrysler sind gestern Spekulationen über weitere Fusionen in der Autobranche laut geworden. Der Daimler- Chrysler-Konzern soll angeblich schon Mitsubishi im Auge haben. Auch der japanische Nissan-Konzern gilt als Übernahmekandidat. Akuten Handlungsbedarf sehen Experten auch bei Renault und Peugeot. Fiat und Renault haben in den letzten Tagen bereits die Fusion ihrer Autobussparten bekanntgegeben. Sie wären auf diesem Gebiet dann die Nummer zwei in Europa hinter Daimler-Benz.

Daimler-Vorstandschef Jürgen Schrempp sagte dem Wall Street Journal Europe auf die Frage nach der Expansionsstrategie in Asien: „Mitsubishi ist ein großartiges Unternehmen, und wir werden seine Entwicklung genau beobachten.“ In Deutschland rechnet der Verband der Automobilindustrie (VDA) nicht mit einer Fusionswelle. Der Deal von Daimler-Benz und Chrysler sei ein Zeichen für die wiedergewonnene Stärke der deutschen Branche. Nie zuvor habe sie international eine so große Rolle gespielt, sagte VDA- Präsident Bernd Gottschalk der Tageszeitung Die Welt.

Die Spekulationen schlagen hoch, doch einen wirtschaftlichen Hintergrund haben sie vor allem für Japans Montagebänder. Dort haben sich in den letzten Jahren der Riese Toyota und der kleine, aber feine Hersteller Honda abgesetzt. Sie fahren weiter gute Gewinne ein, während Mitsibishi, Nissan und Co unter Druck kamen. Mazda ist gar schon zu 34 Prozent an Ford verkauft. Wegen der andauernde Rezession auf dem japanischen Heimatmarkt und der Billigkonkurrenz aus den anderen südostasiatischen Ländern würden die japanischen Autobauer durch Fusionen am kräftigsten sparen.

Die Konzernherren beginnen schon laut nachzudenken: Die Fusion von Daimler und Chrysler sei wie ein „großes Erdbeben“, das die Umstrukturierung der gesamten Branche beschleunige, erklärte Taizo Yokoyama, Direktor bei Mitsubishi Motors, der Zeitung Yomiuri Shimbun. Auch ein Nissan-Sprecher sagte, es werde extrem schwierig sein, den Wettbewerb ohne Kooperation mit anderen Autoherstellern zu überleben.

Doch eine Fusion erfordert erst einmal Geld: Daimler bietet für die Chrysler-Aktien immerhin zehn Milliarden Dollar mehr, als diese vor Bekanntgabe des Deals an der Börse wert waren. Damit wird den Chrysler-Aktionären die Zustimmung zu dem Deal wesentlich erleichtert, doch das Geld muß der neue Konzern erst einmal einsparen, bevor sich das Geschäft auch für die jetzigen Daimler-Anteilseigner lohnt. rem