Atombehörde zum Rapport befohlen

■ Frankreichs Strahlenmüll bleibt in den AKW. Deutsche warten ab

Berlin/Paris (taz/AFP/rtr) – Die französischen Behälter mit hochstrahlenden Brennstäben müssen bis auf weiteres in den AKW bleiben. Der Chef der französischen Staatsbahn SNCF, Louis Gallois, sieht zwar keinen Grund für eine „Dramatisierung“ der Berichte über erhöhte Radioaktivität bei Brennelemente-Transporten. „Die Angelegenheit ist ernst, aber ich glaube, daß sie nicht dramatisiert werden sollte“, sagte der Chef der französischen Staatsbahn SNCF, Louis Gallois, am Freitag in einem Fernsehinterview in Paris. Doch die Transporte von und nach der Wiederaufbereitungsanlage La Hague bleiben bis auf weiteres gestoppt. Auf den Behältern waren radioaktive Spuren des Kühlwassers festgestellt worden, drei Bahnarbeiter wurden leicht verstrahlt.

Am Montag wird die Behörde für die Sicherheit von Atomanlagen (DSIN) Premierminister Lionel Jospin einen Untersuchungsbericht über die Vorfälle vorlegen. Dazu war sie verdonnert worden. Die Betreiberin der WAA in La Hague, die staatliche Cogéma, hatte zuvor zugegeben, daß sie schon seit Beginn der 90er Jahre wisse, daß es beim Transport und vor allem im Eisenbahnknotenpunkt Valognes radioaktive „anormale Flecken“ gegeben hätte.

Corinne Lépage, Umweltministerin der vorhergehenden konservativen Regierung, warf dem Nuklearsektor Frankreichs vor, er sei so organisiert, daß er unabhängig von politischer Kontrolle sei. Die Politik soll „nichts wissen und vor allem nichts machen können“, meinte sie in der Le Monde.

Auch das Bonner Umweltministerium hat genaue Untersuchungen der Berichte über verstrahlte Eisenbahnwaggons angekündigt, nachdem sie am Donnerstag zugegben hatten, daß auch einige Transporte von Deutschland nach La Hague über dem zulässigen Grenzwert gelegen hätten. Deutsche AKW-Betreiber wie RWE wollten den Sachverhalt gestern erst einmal „prüfen“, bevor sie einen Kommentar abgeben.

Der SPD-Umweltsprecher Michael Müller forderte einen Stopp der Castor-Transporte in Deutschland. Solange die Gründe für die Belastung der Behälter nicht aufgeklärt seien, dürften keine Transporte mehr stattfinden, erklärte er. Auch die Schweiz will vorerst keine Brennelemente mehr nach Frankreich schicken. rem