Verkommenes Mahnmal

■ Ausstellung über Zwangsarbeit soll in Fuhlsbütteler Holzbaracke entstehen

Die Holzbaracke ist unscheinbar wie ein Geräteschuppen. Das Dach ist einsturzgefährdet, das Glas aus den Fenstern herausgebrochen. Türen, Regalbretter und vergilbte Briefe liegen achtlos auf dem verwilderten Grundstück am Wilhelm-Raabe-Weg in Fuhlsbüttel verstreut. Dennoch sind Hans Matthaei und seine KollegInnen von der Fuhlsbütteler Geschichtswerkstatt entschlossen, das Gelände in unmittelbarer Nähe zum Flughafen in den nächsten Monaten urbar und die Baracke samt Waschhaus nebenan zu einem Ausstellungszentrum über Zwangsarbeiterlager während des Zweiten Weltkriegs zu machen.

„Diese Holzbaracke“, erzählte Matthaei am Sonnabend beim Auftakt der Sanierungs- und Aufräumarbeiten, „ist eine der letzten erhaltenen Unterkünfte Norddeutschlands, in denen Zwangsarbeiter lebten“. 1939 bauten die Nazis die eingeschossigen Holzkaten, zunächst als Unterkunft für angeworbene, meist joblose „Fremdarbeiter“ aus Dänemark und den Niederlanden, später dann für 144 Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine. Sie arbeiteten für die Hamburger Firma Kowahl  &  Bruns, die von der Reichsdeutschen Luftwaffe mit Tarnungsarbeiten am Flughafen Hamburg und an Flughäfen in Norddeutschland, im besetzten Frankreich und in Polen beauftragt war. „Wir wollen zeigen, unter welchen Bedingungen diese Menschen leben mußten“, sagte Matthaei.

Nach dem Krieg wurden die Baracken Wohnungslosen überlassen, bis die meisten Häuser 1956 abgerissen wurden. Wenig sei darüber bislang erforscht, daher die Ausstellung. Das 800 Quadratmeter große Grundstück hat die Stadt für monatlich 50 Mark Pacht der Geschichtswerkstatt überlassen, seit im März klar wurde, daß sie die Fläche doch nicht für die geplante S-Bahntrasse zum Flughafen braucht. Das Bezirksamt Nord hat 15.000 Mark zur Verfügung gestellt, um die Barackendächer zu reparieren.

Bei der Instandsetzung werden Jugendliche der Beschäftigungsgesellschaft „Mook wat“ mithelfen. Im August planen die Geschichtswerkstatt und die Gedenkstätte Neuengamme ein zweiwöchiges internationales Workcamp mit Jugendlichen. Heike Haarhoff

Geschichtswerkstatt: Tel.: 591107