Bestenfalls Erleichterung

■ Nach Bochums Klassenerhalt will Trainer Toppmöller sofort neu anfangen – mit Kuntz

Bochum (taz) – „Happy“ sei er, gab Klaus Toppmöller kund, aber so richtig zufrieden und glücklich wirkte der Trainer des VfL Bochum nicht. Auch die Jubelfeiern im Ruhrstadion über den 1:0-Sieg gegen München 1860 und den damit verbundenen Nicht-Abstieg, wirkten nur überschäumend. In Wirklichkeit waren sie das bestenfalls im Geiste der Erleichterung darüber, daß die Saison endlich vorbei ist.

Auch im letzten Spiel kombinierte der VfL Bochum zwar wieder recht nett, quälte seine Anhänger aber nicht allein mit dem dritten verschossenen Elfmeter in Serie – diesmal durch Dariusz Wosz. Auch sonst wiederholte Toppmöller zu Recht seine Dauerklage der abgelaufenen Spielzeit: „Wir brauchen zu viele Torchancen, das kostet schon Nerven.“

Das spielerische Potential seiner Mannschaft ist zwar mitunter faszinierend, aber dem Ensemble der Dribbelzwerge fehlt es in ihrem dichtgesponnenen Netzwerk der Kombinationen im Mikrobereich mitunter an dumpfer Entschlußkraft vor dem gegnerischen Tor. Das wird sich wohl auch in den Personalien für die kommende Saison niederschlagen. Zwar sollen die erst im Laufe der Woche bekanntgegeben werden, aber wahrscheinlich ist ein Wechsel von Stefan Kuntz vom Absteiger Bielefeld. Der inzwischen 35jährige Kuntz begann seine Bundesligakarriere in Bochum, stellte den bisher einzigen Torschützenkönig des VfL und ist dem Bochumer Präsidenten Altegoer seit langem freundschaftlich verbunden.

Sergej Juran hingegen, an dessen Integration auch Toppmöller scheiterte, wird wohl wie gewohnt weiterziehen und seinen Schnitt von einem Vereinswechsel pro Spielzeit beibehalten. Der russische Nationalstürmer oszillierte zwischen großartigen Partien, völlig lustlosen Einsätzen, Alkoholeskapaden und war für die Zuschauer wechselweise Held und Haßfigur.

Toppmöllers Ehrgeiz jedenfalls ist „mit dem nicht zufriedenstellenden 12. Platz“ auf keinen Fall gestillt. Auch die Vorgabe, zum Ende dieser Saison über eine taktisch perfekt eingespielte Mannschaft zu verfügen, hat er nicht eingelöst – und würde am liebsten schon alle Korrekturen vorgenommen haben. Jedenfalls wünschte er sich eine Art Time-Tunnel: „Am liebsten wäre mir, wir hätten schon den 15. August und es ginge endlich wieder los.“ Christoph Biermann

VfL Bochum: Ernst – Sundermann, Waldoch, Kracht, Schreiber (60. Reichel) – Peschel, Dickhaut (80. Fahrenhorst), Norbert Hofmann – Wosz – Michalke, Juran (74. Bastürk)

1860 München: Michael Hofmann – Zelic – Kientz, Greilich (27. Gorges) – Hasi – Borimirow, Ouakili (46. Malz), Heldt, Walker – Hobsch (66. Jowow), Agostino

Zuschauer: 30.000

Tor: 1:0 Ouakili (39./Eigentor)