Neue SpielRäume für Kids

■ Das neu gegründete „Bremer Forum SpielRäume“ will Anlaufstelle für all jene Initiativen sein, die die Lebensbedingungen von Kindern verbessern wollen

Kinderwelt Krisenwelt. Wohin die Kids heutzutage auch gehen, der Beton ist schon da. Und des Nachbarn nagelneue Chrysler-Benz-Motorhaube aus Protest gegen fehlende Spielflächen als Absprungrampe für den entscheidenden Streetball-Dunking zu nutzen, macht einen zwar zweifellos zum unumstrittenen King der Straße, wird aber insbesondere auf Seiten der Erwachsenen wenig ungeteilte Zustimmung finden.

Damit letztere nicht ständig ihr Auto neu lackieren müssen, machen sich zumindest die Netteren unter ihnen Gedanken darüber, wie Kinder an neue Spielflächen kommen können. Und rufen schließlich nach reiflicher Überlegung Initiativen wie das „Bremer Forum SpielRäume“ ins Leben.

„Das Forum“, sagt Gerd Schwagereit, von Beruf Landschaftsarchitekt und einer der elf Forumsmitbegründer, „will die Arbeit all jener vernetzen, die an der Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder arbeiten.“ In Anlehnung an das Hamburger Forum SpielRäume, das vor zwei Jahren seine Arbeit aufgenommen hat, will die Bremer Gruppe Schulen, Bürgerinitiativen, RaumplanerInnen oder Sportvereinen dabei helfen, geplante Projekte zur Steigerung der Lebensqualität von Kindern schnell und effizient umsetzen zu können.

Die Umfunktionierung von Auto- zu Spielstraßen, die Neugestaltung von Schulhöfen, die Planung neuer Spielplätze: Wer bisher solche oder ähnliche Ideen verfolgt, aber mit Blick auf die unvermeidlich langwierige Safari durch den Antrags- und Behördendschungel seine Kinder schließlich resigniert wieder vor die Flimmerkiste gesetzt hat, findet im Forum SpielRäume logistische Unterstützung. „Wir knüpfen Kontakte zu Initiativen, die Projekt bereits erfolgreich durchgeführt haben. Wir nennen Ansprechpersonen in Behörden, stellen Know How zur Verfügung, planen Fachtagungen und machen Lobbyarbeit“, sagt Schwagereit.

Und – kein unwichtiger Aspekt – das Forum hilft bei der Geldbeschaffung. Dank bester Kontakte zum Förderfond „SpielRäume schaffen“, der im Mai 1997 von der Jugendsenatorin und dem Kinderhilfswerk ins Leben gerufen wurde, kann man bei entsprechender Eignung bis zu 5.000 Mark Unterstützung aus dem Fond bekommen. Bereits 50 Bremer Projekte für Kinder und Jugendliche sind im vergangenen Jahr in den Genuß dieses Geldes gekommen.

Auch die Bremer Universität unterstützt das Forum SpielRäume. Manfred Polzin, Forumsmitgründer und an der Uni für die Ausbildung von GrundschullehrerInnen verantwortlich, will bei seinen Studierenden Examensarbeiten zum Thema Spielräume für Kinder anregen. Deren Ergebnisse sollen dann interessierten Menschen über das Forum zugänglich gemacht werden.

Und Marie-Luise Melzer vom Wissenschaftlichen Institut für Schulpraxis (WIS) hofft, daß ihr Bestreben, Schulhöfe so umzugestalten, daß sie an den Nachmittagen und Wochenenden von den Kindern des jeweiligen Stadtteils als Spielflächen genutzt werden können, dank der Öffentlichkeitsarbeit des Forums von mehr Schulen aufgegriffen wird. Bisher haben 48 Bremer Schulen das Angebot des WIS aufgegriffen. Also durchaus ausbaufähig. zott

Das Bremer Forum SpielRäume hat seinen Sitz in der Friedrich-Ebert-Straße 124 und ist unter Tel.: 55 72 38 8 oder 55 72 37 2 (FAX) zu erreichen