Ein schwäbisches Dorf will Selbstversorger werden

■ Die Gemeinde Illmensee muß nicht mehr nur vom Fremdenverkehr leben. Mit neuen Windkraftanlagen will sie so viel Strom produzieren, daß sie ihn sogar exportieren kann

Freiburg (taz) – Eine kleine Gemeinde in Oberschwaben wird zum Selbstversorger. Das 1.900-Seelen-Dorf Illmmensee im Landkreis Sigmaringen hat sich zum Ziel gesetzt, noch in diesem Jahr seinen gesamten Strombedarf aus regenerativen Energien zu decken – für Bürgermeister Bernhard Stadler ein Zeichen glaubwürdiger Umweltpolitik.

Schon vor einigen Jahren hatten sich die Illmenseer vom Freiburger Öko-Institut ein Energiekonzept entwickeln lassen, in dem die Möglichkeiten der Energieeinsparung und die Potentiale der regenerativen Energien aufgezeigt wurden.

Was nun realisiert werden soll, geht aber noch weit über die Vorschläge der Freiburger Wissenschaftler hinaus: Denn von einer kompletten Eigenversorgung war in dem Konzept nie die Rede.

Einen großen Schritt vorangekommen ist die Gemeinde schon im vergangenen Jahr. Damals konnte sie einen Drei-Megawatt- Windpark in Betrieb nehmen, der in der Bevölkerung eine regelrechte „Windkraft-Euphorie“ hervorrief, wie Bürgermeister Stadler gern berichtet. Als nun der Bebauungsplan für einen zweiten Windpark zur Abstimmung stand, stimmten erneut 13 von 14 Gemeinderäten dem Plan zu. Anlagen für dreimal 1,5 Megawatt sollen nun auf dem sogenannten Höchsten, einem beliebten Ausflugsziel, errichtet werden.

Damit würde Illmensee zum größten Windkraft-Standort in Baden-Württemberg. Den jährlichen Strombedarf des Fremdenverkehrs- und Erholungsortes von 5,5 Millionen Kilowattstunden werden die Anlagen auch in windarmen Jahren problemlos decken.

Und nicht nur das: Illmensee ist auf dem besten Weg, Stromexporteur zu werden, die Windkraft wäre dann der bedeutendste Wirtschaftsfaktor des Dorfes.

Natürlich hat Bürgermeister Stadler, der seinem Gemeinderat bescheinigt, „in ökologischen Dingen sehr aufgeschlossen“ zu sein, noch einiges vor. Ein Solarförderprogramm ist in Arbeit, auch Holzhackschnitzel-Anlagen sollen künftig von der Gemeinde gefördert werden. Und zusammen mit den Vertretern der umliegenden Dörfer macht Stadler sich auch für den Bau einer Biogasanlage stark.

Doch weil der Ort auch vom Fremdenverkehr lebt, legt der Bürgermeister auch Wert darauf, das Landschaftsbild zu erhalten. Die Rotoren würden sich gut einpassen, sagt er – anders als eine Windturbine, die die Firma Dornier vor einigen Jahren versuchsweise auf der Gemarkung aufgestellt hatte. „Die“, sagt Stadler, „sah aus wie ein Schneebesen.“ Bernward Janzing