„Teufelsberg zum Dumpingpreis“

■ Grüne: Senat hat Gelände verschleudert und mißachtet Naturschutz

Das Land Berlin soll das Gelände der ehemaligen alliierten Abhörstation auf dem Teufelsberg zu einem Dumpingpreis verschleudert haben. Zugleich steht die Senatsverwaltung für Umweltschutz im Verdacht, wissentlich das Naturschutzrecht gebrochen zu haben, um dort eine Bebauung für ein Hotelzentrum zu ermöglichen. Den Vorwurf an die Adresse des Senats erhob gestern Hartwig Berger, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus.

Nach Ansicht Bergers habe der Senat bei den ersten Verkaufsverhandlungen im Jahre 1993 ein lukratives Angebot der Firma Fuchs und Partner für den Teufelsberg ausgeschlagen. „Von dem Investor lag ein Angebot vor, das Gelände für 200 Millionen Mark zu erwerben“, sagte Berger. Fuchs und Partner hätten damals die Idee vertreten, dort ein Kongreßzentrum samt Spielkasino bauen zu wollen. Das Areal, erinnerte Berger, sei jedoch 1996 für den „Spottpreis“ von 5,2 Millionen Mark an den Investor Gruhl verkauft worden. Es sei unverständlich, wie innerhalb von drei Jahren der Grundstückspreis von 200 auf 5 Millionen Mark sinken konnte. Damit „verzichtete das Land auf rund 195 Millionen Mark“, so der Bündnisgrüne.

Zugleich kritisiert Berger, daß bei einer Senatsunterredung 1993 sich leitende Mitarbeiter, darunter der damalige Staatssekretär der Umweltverwaltung, Lutz Wicke, „gegen eine Bebauung“ des Teufelsbergs ausgesprochen hätten. Aus einem Protokoll der Sitzung, das der taz vorliegt, gehe hervor, daß das Gebiet als „Wald im Sinne des Landeswaldgesetzes“ bezeichnet wurde. Mit der Unterstützung des Projekts heute, so Berger, verstoße die Umweltverwaltung gegen die damals eigens eingebrachten Vorbehalte der Bebauung.

In der Senatsverwaltung für Umweltschutz sowie der für Finanzen stieß die Berger-Kritik auf Verwunderung. Man könne sich nicht an eine derartige Sitzung sowie die Erklärung zum Naturschutz erinnern, sagte Beate Stoffers, Sprecherin im Haus Strieder. Das besagte Protokoll sei „nicht gegengezeichnet worden“. Im Falle der Firma Fuchs und Partner, mutmaßte die Sprecherin, könne es sich um „ein unseriöses Angebot gehandelt haben“. So hätten die Investoren, laut Protokoll, den Abriß der denkmalgeschützten Radaranlage gefordert. Dieser Anspruch könnte der Auslöser für die Absage gewesen sein. rola